Transportsystem für Hustensaft – Andreas Slominski

Transportsystem für Hustensaft, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig

Transportsystem für Hustensaft
Andreas SlominskiDeutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm, Länge: 2:15 min
Inhalt: Ein Behälter für den Transport von einem Löffel Hustensaft wird mit einem Lieferwagen von einem Institut der Technischen Universität in Berlin nahe dem Charlottenburger Tor zum Deutsche Guggenheim Berlin am Brandenburger Tor transportiert, also von einer Seite Berlins auf die andere.

 

Die Idee war, einen Behälter für den Transport von einem Löffel voll Hustensaft zu entwickeln. Slominski beauftragte einen Experten von der Technischen Universität in Berlin. Eine kardanische Aufhängung – wie man sie vom Kompaß kennt – hält den Löffel in horizontaler Lage. Sie ist in einem Vibro-Shock-Safe befestigt, der die Erschütterungen, die der Transport mit sich bringt, dämpft. Der Behälter wurde mit einem Lieferwagen vom Institut nahe dem Charlottenburger Tor zum Deutsche Guggenheim Berlin am Brandenburger Tor transportiert, also von einer Seite Berlins auf die andere. An dem Vibro-Shock-Safe sind zwei Sensoren eines Schwingungsschreibers (Oszillographen) befestigt: Einer ist mit dem äußeren Rahmen verbunden, der andere nahe der kardanischen Aufhängung im Inneren angebracht.

 

Während des Transportes konnte man die Schwingungskurven auf dem Bildschirm des Oszillographen verfolgen. Die untere Kurve zeichnete die ungedämpften Stöße auf, die auf den äußeren Rahmen wirkten, während die obere Kurve die Schwingungen maß, die die gedämpften Stöße im Inneren des Safes übertrugen. Auf der Fahrt durch die Stadt waren auf dem Bildschirm alle Unebenheiten der Fahrbahn und jedes Anfahren und Bremsen abzulesen. Zweimal – bei einer scharfen Kurve an einer Kreuzung und als der Wagen beim Einparken vor dem Museum auf den Bordstein fuhr – ließ sich eindrucksvoll beobachten, wie die untere Kurve stark ausschlug, während die obere Kurve ungestört blieb.

Text: Deutsche Guggenheim Berlin

 

Transportsystem für Hustensaft, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Transportsystem für Hustensaft, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Transportsystem für Hustensaft, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Transportsystem für Hustensaft, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Transportsystem für Hustensaft, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Transportsystem für Hustensaft, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig

Eimer Wasser – Andreas Slominski

Eimer Wasser, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig

Eimer Wasser

Andreas SlominskiDeutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm, Länge: 11:25 min
Inhalt: Andreas Slominski stellt einen Eimer voll Wasser zwischen die Bücher und Regale des Museumsshops.

 

Als Edition No. 6 des Deutsche Guggenheim Berlin entwarf Andreas Slominski Eimer Wasser, ein mehrteiliges Objekt, bestehend aus Plastikeimer, Wasserrohren und Wasserhahn, das seine Bedeutung erst nach Betrachtung des ebenfalls beigefügten Videos enthüllt. In einer Auflage von 100 Exemplaren erschienen, kostet jeder Eimer Wasser 250 DM.

Slominski stellte einen Eimer voll Wasser zwischen die Bücher und Regale des MuseumsShops. Jedoch – der weiße Eimer war zunächst leer gewesen. Slominski beauftragte einen Klempner, eine Wasserleitung zu installieren. An der Rückwand der Toilette wurde die Hauptleitung freigelegt und Slominskis Rohre angeschlossen, an das Ende der Kupferrohre ein Wasserhahn montiert. Durch diese Leitung floß nun das Wasser in den Eimer. Nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, wurde die Leitung wieder entfernt und das Loch in der Wand zugemauert. Nur eine einzige Spur ist geblieben: der Plastikeimer voll Wasser. Gibt es etwa ein Leck an der Decke?

Text: Deutsche Guggenheim Berlin

 

Eimer Wasser, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Eimer Wasser, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Eimer Wasser, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Eimer Wasser, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig

Baumstumpf – Andreas Slominski

Baumstumpf, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig

Baumstumpf

Andreas SlominskiDeutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm, Länge 4:22 min
Inhalt: Der Baumstumpf aus dem Grunewald wird von einem Gärtner mitten auf der Promenade Unter den Linden eingegraben. Er ragt nur noch wenig aus der Erde.

 

Seit der Jahrhundertwende ist die Straße Unter den Linden einer von Berlins bedeutendsten Boulevards. Nachdem zahlreiche Lindenbäume während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden waren, wurde die Allee wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Die 370 Bäume, die heute hier stehen, sind numeriert und von der Städtischen Umweltbehörde registriert. Der Standort des Deutsche Guggenheim Berlin an dieser historischen Straße veranlaßte Slominski, nahe der Straßenkreuzung Unter den Linden und Friedrichstraße einen Baumstumpf zu „pflanzen“.

Der Baumstumpf aus dem Grunewald wurde von einem Gärtner mitten auf der Promenade eingegraben. Er ragte nur noch wenig aus der Erde. Für den ahnungslosen Passanten mußte dies den Eindruck erwecken, als habe jemand einen der städtischen Bäume „gelyncht“. Aber wie ist das möglich, hier mitten auf dem Gehweg? Hier hat doch noch nie ein Baum gestanden. Es war ein Eingriff, ein Zeichen, das die Regelmäßigkeit der Baumreihe störte. Spaziergänger waren irritiert und ratlos. Woher kam dieser Baumstumpf? Bereits nach einem Tag war er von den Behörden abgesperrt worden. Diese Sicherheitsvorkehrung lenkte die Aufmerksamkeit allerdings noch mehr auf das rätselhafte Objekt.

Text: Deutsche Guggenheim Berlin

 

 

Baumstumpf, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Baumstumpf, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Baumstumpf, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig
Baumstumpf, Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm von Martin Kreyssig

Frankfurter Judaskuss – Caroline von Grone

Frankfurter Judaskuss, 2003, Caroline von Grone, Arbeitsfoto (Foto: C. v. Grone)

Frankfurter Judaskuss (2003), Caroline von Grone

2003 / Videofilm / Länge: 15:00 min / Produktion: Caroline von Grone

Produced with Martin Kreyssig, shown during the exhibition deutschemalereizweitausenddrei at Frankfurter Kunstverein, Frankfurt/Main, 2003

 

Die Aktion Frankfurter Judaskuss findet zur Eröffnung der Ausstellung deutschemalereizweitausenddrei im Frankfurter Kunstverein im Jahr 2003 statt. Zwei männliche Halbakte stehen im Schaufenster des Kunstvereins Modell. Ihre Spiegelung im nächtlichen Fenster wird gemalt. Von außen ist fünf Tage vor der Eröffnung nur die Modellsituation sichtbar, nicht was gemalt wird, nach der Eröffnung erschließt sich von innen das Bildmotiv. Anschließend werden die entstandenen Bilder und der parallel in Zusammenarbeit mit Martin Kreyssig produzierte Film über die Aktion in der Ausstellung gezeigt.

 

The action Frankfurter Judaskuss (The kiss of Judas in Frankfurt) was performed to mark the opening of the exhibition deutschemalereizweitausenddrei at Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main, 2003. Two male semi-nudes provided the models in the art association’s display window. Their reflection in the nocturnal window was painted. For five days before the opening, only the painter with the models could be seen from outside, not the painting; the subject of the painting only became apparent inside after the opening. Afterwards, the pictures painted were shown in the exhibition along with a film about the action produced with Martin Kreyssig.

Text: Caroline von Grone

Michael Zibold

Passagen / Kehrer Verlag / Michael Zibold 2011

Michael Zibolds Fotografien im Band Passagen sind während der letzten zwanzig Jahre in den großen Hafenstädten dieser Welt entstanden: Shanghai, St.Petersburg, New York, Neapel, Rio de Janeiro, um nur einige der neunzehn Orte zu nennen. Doch von Häfen und ihren Aktivitäten erzählen die Fotos nur beiläufig. Im Mittelpunkt der Schwarzweißfotografien stehen Begegnungen mit Menschen und Orten, die über den rein dokumentarischen Kontext hinaus verweisen. Dabei zaubern ausgesuchte Blickwinkel, Hinter- und Vordergründe, Details und eine auf das Tageslicht vertrauende Lichtregie aus alltäglichen Eindrücken Geschichten.

Michael Zibold (geb 1957) studierte in Stuttgart, lebte in New York, Mailand und Tokio, bevor er 1989 nach Hamburg kam. Hier lebt und arbeitet er heute. Vor allem mit seinen Reportagen aus den Metropolen der Welt hat er sich international einen Namen gemacht. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen präsentiert.

„Die Bilder von Michael Zibold bringen uns Orte, Gesichter und Szenarien zur Ansicht, die in uns zu Erinnerungen werden, ohne dass wir anwesend waren. Von seinem Instinkt für das Nebensächliche geleitet, folgt man der Spur des Photographen durch den urbanen Dschungel. Man entdeckt Ruhe, Stille und die oft erschreckende Sicht auf einen eingefrorenen Augenblick.“ Prof. Martin Kreyßig
Autoren des Katalogs „PASSAGEN“: Wolf Jahn, Robert Morat et al.

 

Passagen – Michael Zibold

  • Gebundene Ausgabe: 280 Seiten
  • Verlag: Kehrer, Heidelberg (Februar 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3868282017
  • ISBN-13: 978-3868282016

 

Michael Zibold took the photographs in the book „Passagen“ during the past 20 years in the world’s major harbor cities: Shanghai, St.Petersburg, New York, Naples and Rio de Janeiro, to name just a few of a total of 19 different settings. But his images are only marginally about harbors and what goes on there. The black-and-white photographs focus instead on encounters with people and places that go beyond the purely documentary context. Carefully selected angles, backgrounds and foregrounds, details, and confidence in the adequacy of daylight conjure up compelling stories out of these everyday scenes.
Michael Zibold (*1957) studied in Stuttgart and lived in New York, Milan and Tokyo before coming to Hamburg in 1989, where he still lives and works today. He has made a name for himself internationally mainly with his photo reports on the world’s metropolises. Zibold’s work has been featured in numerous exhibitions.

»Michael Zibold’s pictures show us places, faces and scenarios that become memories without us having been there. Guided by his instinct for incidentals, we follow the photographer’s trail through the urban jungle. We discover peace, silence, and the often shocking sight of a moment frozen in time.« Prof. Martin Kreyßig

 

DAS ZWEI UND EIN KROKODIL / Text von Martin Kreyßig zu Fotografien von Michael Zibold, 1996

 

Pressetext zum Werk von Michael Zibold, 1997:

 

JENSEITS ALLER SENSATION

Emotionen überall. Die Hauptsachen springen dem Betrachter ins Gesicht wie wilde Tiere. Das Wichtige bleibt hängen. Action!

In Michael Zibolds eindrucksvollen schwarzweissen Fotografien wird die Wertepyramide auf die Spitze gestellt. Das scheinbar Nebensächliche wird in den Mittelpunkt gerückt, seine Protagonisten bevölkern Nischen und Schatten, sie sind die eigentlichen Hauptdarsteller dieser fröhlichen Welt, voll von Stars und Sternchen.

Ob Mailand, Istanbul, New York, Shanghai, Peking, Palermo, Hamburg oder Wien: die Steine, das Glas der Städte, vor allem ihre Bewohner haben es diesem Fotografen angetan. In der Stadt, dem Olymp menschlichen Handelns, streift Zibold umher, sucht mit sicherem Instinkt und Gefühl die Plätze auf, deren steile Kontraste ihn sogleich gefangen halten, die er mit dem Normalobjektiv in einfachster Manier umsetzt. Keine Bearbeitung, no fake.

Von Gefühlen geleitet, entstehen Momentaufnahmen, die schon im nächsten Moment wieder anders aussähen. Die ausschnitthafte, diagonale Komposition vieler Bilder gibt mehr von dem frei, was gemeinhin verborgen bleibt. Spiegel und Fenster, Schatten und Schriften sind bevorzugte Sujets. Die verstellte Sicht auf das Leben öffnet eine umfassendere Totale, denn das bekannte Panorama. Der Ausschnitt eines Stückes Welt beinhaltet auch schon alle anderen möglichen Perspektiven.

In diesen Fotografien bilden Rand und Lücke das Zentrum. Sie sind bestimmender Teil der künstlerischen Komposition. Fast konservativ. Die Lücke definiert das Fehlende als das Entscheidende, das die Mitte, das Zentrum, der Hype nie erreichen kann. Die Ränder bezeichnen immer Ende und Übergang, mithin eine optimistische Sicht. In diesem Sinn sind die Fotos dieses sensiblen Weltenguckers den Menschenstädten ein schwarzer Spiegel. Sie zeigen unvermittelt und hart was übrig bleibt, woraus Zukunft entsteht. Jenseits aller Sensation. Jenseits kultureller Unterschiede.

Die „eigenen Bilder“ des Michael Zibold bringen uns Orte, Gesichter und Szenarien zur Ansicht, die uns zur Erinnerung werden, ohne daß wir seinerzeit anwesend waren. Von seinem Instinkt für das Nebensächliche geleitet, folgt man der Spur dieses Fotografen durch den urbanen Dschungel. Man entdeckt Ruhe, Stille und die oft erschreckende Sicht auf einen eingefrorenen Augenblick. Dann gibt sich die Welt wieder einen Ruck und voller Erleichterung spürt man die Drehung um die eigene Achse.