Écriture automatique

Die beiden anderen Ländern der Erde ist ein schöner Abend werden kann ich nur empfehlen und das war der Tag war das nicht so einfach wie geht es dir gut und dir auch ein wenig später auch in den nächsten Tagen noch mal in Ruhe lassen und ich hab es auch in diesem Fall ist ein sehr guter Zeitvertreib für das Jahr der Beschäftigung und der ist so schön und ich hab es auch in der Nähe der Grenze zum Geburtstag gratulieren wir recht gut aus der Zeit der Welt der kontinuierlichen Spracherkennung ist das nicht so gut und dir das mal wieder ein bisschen später auch in den vergangenen Tagen nicht so einfach nicht zu Hause zu sein ist das denn für den Fall dass du das nicht zu den einzelnen Bundesländern der Stadt und der andere als ein Jahr nach Hause zu fahren ist es auch noch nicht mal mehr mal wieder ein bisschen zu spät und fuhr ich mit der Zeit der großen Koalition mit den Kindern in der Nähe der Grenze zum Beispiel der Nähe der Welt und der andere nicht so einfach nicht so gut und dir auch ein bisschen zu viel besser als das was es ist eine der größten und ich hab dich ganz lieb dich von mir der Sinn der Übung und der andere als gut wie gar nichts zu sagen das es nicht so viel zu tun hat ist das ein bisschen mehr Zeit für ein paar Minuten nach Hause gehen wir mal so schlecht ein hundert bisschen mehr zu Zeit und Geld zu sparen kann können Sie sich nicht so einfach wie ich mich auf das dich nicht mehr so viel wie geht es das nicht so gut und dir das nicht mehr in den nächsten Jahren nicht so gut wie geht es dir auch ein paar Tage nach der Wahl zum Beispiel.

Neidtafel*

HausHaus, Foto M. Kreyssig

Neidalphabet Neidgras Neidrose Neidknochen Neidbibel Neidsenke Neidlage Neidhorn Neidschenke Neidoperation Neidbräu Neidgetümmel Neidvogel Neidgelb Neidschwarz Neidbock Neidzwerg Neidgemse Neidgimpel Neidsittich Neidschoß Neiddepp Neidlerche Neidversammlung Neidnase Neidanzug Neidjoch Neidbügel Neiddrossel Neidstiefel Neidleuchter Neidzwiebel Neidramme Neidknospe Neidbeil Neidgefängnis Neidkerker Neidjacke Neidgipfel Neidwache Neidfalter Neidzucker Neidblut Neidlaus Neidbecher Neidklingel Neidreich Neidpyramide Neidgeweih Neidklang Neidgewölbe Neidträne Neidknorpel Neidautor Neidfleisch Neidschmuck Neidfett Neidbrötchen Neidwachtel Neidlilie Neidmedikament Neidtopf Neidrede Neidaue Neidmail Neidtrolle Neidbad Neidnapf Neidlot Neidstengel Neidkostüm Neidblau Neidpapier Neidfächer Neidnudel Neidschwein Neidrippe Neidrad Neidpartei Neidelster Neidkleid Neidkatze Neidschloß Neidbaum Neidschlange Neidschwingung Neidkuhle Neidkanzel Neidwalhalla Neidglucke Neidpredigt Neidfürst Neidgestank Neidlust Neidgelächter Neidbacke Neidlöffel Neidspieß Neidfuchtel Neidangst Neidwal Neidkopf Neidklappe Neidgesang Neidgefälle Neidwagen Neidhügel Neidhaus Neidgewand Neidsprünge Neidschritte Neidkörper Neidlippe Neidauflauf Neidgirlande Neidschrei Neidwehr Neidkurve Neidgosche Neidlektüre Neidsendung Neidfalte Neidklippe Neidkappe Neidhocker Neidnarbe Neidkelch Neidqualle Neidtrichter Neidmaschine Neid-App Neidwolke Neidlicht Neidsalbe Neidschmerzen Neidvase Neidhai Neidzuckerschnecke Neidwort Neidsack Neidkrapfen Neidsalz Neidpfeffer Neidmittel Neidspiegel Neidkissen Neidspeichel Neidwunde Neidtod Neidstufe Neidtreppe Neidhang Neidzitze Neidmessung Neidgeburt Neidparkett Neidstich Neidglocke Neidstrafe Neidbuch Neidluft Neidinsel Neidqlique Neidwahl Neidwahn Neidatmosphäre Neidloch Neidstatistik Neidoper Neidfummel Neidzahn Neidwichtel Neidspiel Neidpantheon Neidwasser Neidrampe Neidriese Neidfahrer Neidstimme Neidrochen Neidschwalbe Neidhuhn Neidfessel Neidhirsch Neidhund Neidhammel Neidmütze Neidfinger Neidparfüm Neidscheiss Neidschwanz Neidtiefe Neidgrün Neidwanne Neidbeifall Neidraser Neidhals Neidkette Neidlümmel Neidpforte Neidstern Neidwelt Neidkorn Neidruhe Neidstille Neidnaht Neidschnecke Neidwolf Neidgefühl Neidfisch Neiddackel Neidfarbe Neidwitz Neidmuschel Neidmusik (eine kleine) Neidroß Neidmeute Neidnetz Neidfalle Neidopfer Neidkampf Neidvolk Neidsturz Neidfurz Neidschleim Neidkuh Neidkönig Neidkerze Neidbart Neidröhre Neidbass Neidgürtel Neidbesteck Neiddolch Neidboden Neiddehnung Neidrot Neidfrettchen Neidknopf Neidbluse Neidbühne Neidmehl Neidmaul Neidbalsam Neidnadel Neidmilch Neidrotz

*Kleine Sammlung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. An dieser Tafel finden alle Neider einen Platz.

blurred edges – Under Construction & Split Friction

Left picture shows Birgit Ulher, German composer-performer, sound artist. Right picture shows Seiji Morimoto with sky tape. He is a Japanese artist who works with performance, composition and installation

Split Friction – Under Construction

im Rahmen des blurred edges • Festival für aktuelle Musik Hamburg, 31.5. – 16.6.2024

Zeitraum: 02.06.-16.06.2024

Vernissage: 02.06.2024 – 18 Uhr:
– Live-Performance Birgit Ulher ‚Public Transport‘ (2019)
– Live Performance Seiji Morimoto: ‚Short Summer‘ (2010)
– Vortrag von Prof. Martin Kreyßig

Öffnungszeiten: Sa/So, 08./09. und 15./16.06., jeweils 15-18 Uhr

Morimoto und Ulher thematisieren in ihren Arbeiten den Einfluss von natürlichen Gegebenheiten wie Wind und/oder Wasser, durch die Objekte bewegt werden und Klänge entstehen, die sich mit den Umgebungsgeräuschen mischen.

Seiji Morimoto ist ein japanischer Künstler, der sich mit Performance, Komposition und Installation befasst. Er lebt und arbeitet seit 2003 in Berlin, wo er u.a. die Konzertreihe ‚Experimentik‘ im Tik Berlin kuratiert. Gezeigt werden seine Außeninstallation ‚500m Stretch’ und das Video ‚Under Construction’ mit Bildern und Geräuschen von Baustellen in Berlin.

Birgit Ulher lebt als freischaffende Musikerin, Klangkünstlerin und Komponistin in Hamburg. Sie ist mit ihrer Konzerttätigkeit international unterwegs. Gezeigt werden ihre Videos ‚How to Get Away by Car‘ und ‚Flotsam & Jetsam‘ sowie ihre Klang- und Konzertinstallation ‚Public Transport‘, die mit Geräuschen von Plattenspielern arbeitet.

Strobreden – Haus für Klangkunst-Enthusiasten
Bahrenfelder Chaussee 144
22761 Hamburg

Birgit Ulher plays PUBLIC TRANSPORT, Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
Seiji Morimoto plays SHORT SUMMER, Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
180m STRETCH, Seiji Morimoto, Installation Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
180m STRETCH, Seiji Morimoto, Installation Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
180m STRETCH, Seiji Morimoto, Installation Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
Prof. Martin Kreyßig, Rede zu Arbeiten von Birgit Ulher und Seiji Morimoto @ Foto: Gunnar Lettow 2024

Birgit Ulher – Split Friction – Audiovisual Works

Auf einer schwarzen Schallplatte mit Schrift steht ein gelber VW-Bulli als Spielzeugplattenspieler.

7.1.2024, 18 Uhr
FRISE, Arnoldstrasse 26-30, Hamburg-Altona-Live-Performance des Stücks ‚Public Transport‘ – für Trompete, LPs und Record Runner

Für das Stück wurden LPs mit Geräuschen von Plattenspielern aufgenommen Diese Schallplatten werden mit „Record Runnern“ (Spielzeugplattenspieler in Form farbiger VW-Busse) abgespielt, über Lautsprecher ausgegeben und fungieren als Zuspielung für die Trompetenstimme So bilden die Schallplatten als Speichermedium und der Plattenspieler als Klangquelle den Ursprung der Klänge und ihre Reproduktion Die Installation in Public Transport invertiert mithin die mediale Paarung aus Langspielplatte und Abspielgerät. –

Gespräch mit Martin Kreyßig (Autor) und Birgit Ulher über ihre audiovisuellen Arbeiten.
– Gezeigt werden drei Videos von Birgit Ulher: ‚Flotsam & Jetsam‘, ‚How to Get Away by Car‘ und ‚Wanderlust‘.

Veranstaltungshinweis beim Verband für aktuelle Musik

Der Katalog Split Friction über audiovisuelle Arbeiten von Birgit Ulher ist in Zusammenhang mit ihrer Ausstellung Split Friction im Errant Sound in Berlin vom 24.-26. November erschienen. ISBN: 978-3-00-076664-0

96 Seiten in Englisch und Deutsch, mit Texten von Martin Kreyßig und Johan Redin, vielen Fotos und QR-Code zu ihren Videoarbeiten und Dokumentationen.

Split Friction ist ein interdisziplinäres Projekt von Birgit Ulher, das sich im Spannungsfeld von Ausstellung, Video, Performance, Konzert- und Klanginstallation bewegt.

Die Videoarbeiten »How to Get Away I & II«, »How to Get Away by Car«, »Wanderlust«, »Flotsam & Jetsam« beinhalten bewegliche Objektklänge in Innen- und Außenräumen, die an Orten mit besonderen akustischen Eigenschaften aufgenommen wurden. Die Klang- und Konzertinstallationen »Public Transport« und »Robo Tins« sind Klanglandschaften mit beweglichen Objekten im Raum, die sowohl als Konzertinstallationen bespielbar sind als auch als reine Klanginstallationen präsentiert werden. 

Eine Frau im roten Kleid sitzt in einem weißen Raum und spielt Trompete. Rechts und links von ihr liegt je eine Schallplatte auf dem Boden, darauf ein roter bzw. blauer Spielzeugplattenspieler in Form eines VW-Bullis.
Birgit Ulher | Split Friction | Audiovisuelle Werke © Birgit Ulher

Birgit Ulher lebt als freischaffende Musikerin, Klangkünstlerin und Komponistin in Hamburg. Nach ihrem Studium im Bereich der Freien Kunst und Malerei entwickelte sie mit Trompete, Radio, Lautsprechern und Objekten ihre eigenen Spieltechniken und Präparationen. Abgesehen von dieser Materialforschung gilt ihr besonderes Interesse dem Verhältnis von Stille und Klang. Ihre Arbeit umfasst akustische und elektroakustische Projekte, Solo-Performances, Konzert- und Klanginstallationen, Videos, Konzeptstücke und Konzerte im Bereich der improvisierten / experimentellen Musik. Sie erhielt zahlreiche Stipendien u.a. von QO-2 Werkplaats (Brüssel), Künstlerhaus Lukas (Ahrenshoop), AIR (Mexico Stadt und Krems) und ist mit ihrer Konzerttätigkeit international unterwegs. 

Eine Frau im blauschwarzen Kleid sitzt auf einem Hocker in einem weißen Raum und spielt Trompete. Auf dem Boden stehen drei Blechdosen im Raum verteilt.
Birgit Ulher | Split Friction | Audiovisuelle Werke © Birgit Ulher

Birgit Ulher – Split Friction – Audiovisual Works

catalog details: 96 pages in English and German with texts by Martin Kreyßig and Johan Redin, many photos and QR code to the video works and documentations. Edition of 300 copies, bound, 26 x 22cm. The Catalog is published on the occasion of Birgit Ulher’s exhibition Split Friction at Errant Sound in Berlin from November 24-26, 2023.

30 € inclusive packaging plus postage.

orders: birgit(at)birgitulher.de

Birgit Ulher | Split Friction | Aufführung am 24. November 2023, Errant Sound Berlin @ Foto Martin Kreyssig 2023

Thema: Zukunft

Festrede von Prof. Martin Kreyßig anlässlich der feierlichen Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen am Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz in Wernigerode am 25.11.2022

Liebe Absolventinnen und Absolventen, liebe Eltern und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Anlässlich der Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen von der Hochschule Harz kommt mir die Freude zu, eine Rede zu halten. Thema? Zukunft.

Zukunft nennen wir die Zeit, die auf der linearen Zeitachse vor uns liegt. Der deutsche Begriff leitet sich aus dem Verb „zu-kommen“ ab, meint also, das auf uns Zukommende. Andere europäische Sprachen nennen diese Zeit ‚Future‘ oder ’futuro‘. Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen ‚futurum‘ ab und bedeutet: „was sein wird“.

Spannend klingt auch die altgriechische Variante, hier interpretiert der Begriff [to loipon] Zukunft als „Rest“ der Zeit.

Die Sache mit der Zeit ist nicht einfach. Wie kann die Zeit einerseits wie ein Pfeil fliegen, während sie sich auf der Armbanduhr im Kreis bewegt?

Das Ziffernblatt erzählt von zyklischer Zeit. Hier kommt die Zeit daher wie die Jahreszeiten, der zu- und abnehmende Mond, ein Loop in der Musik – Ereignisse, die sich regelmäßig wiederholen.

Uhren oder der heute noch gültige gregorianische Kalender aus dem 16. Jahrhundert, Kirchenglocken, die zur Messe rufen, die Tagesschau oder Serien – sind programmierte Kreisläufe, die dem Publikum einen sicheren Rhythmus bieten. Die sogenannte Programmzeit vermittelt uns Gewissheit über erwartbare Ereignisse. Die Vorlesungen beginnen um 8 Uhr und dauern 90 Minuten. Zukunft ist planbar.

Das Internet kennt keine Programmzeit. Die Nutzer:innen agieren asymmetrisch. Angebote und Suche treffen irgendwann aufeinander oder nicht. Das Internet ist ein Raum mit unendlich vielen vernetzten Gleichzeitigkeiten.

Die Grundgesetze der Thermodynamik und der Quantenmechanik lehren, Stichwort: Relativität, dass die Zeit abhängig vom Punkt der Beobachtung in keiner Weise gerichtet verläuft. Denn die Gravitationswirkung großer Massen beeinflusst die Zeit.

So arbeiten die Wissenschaften mit zwei Modellen:

Das eindimensionale lineare, empirische Modell interpretiert Zeit als subjektives Erleben, nennen wir es »Fluss der Zeit« mit den Relationen früher/später.

Das andere, kosmologische Modell eines expandierenden Universums sieht Zeit als eine relative Konstante. Achten Sie am 10. Dezember einmal darauf, für welche Leistungen drei Forscher mit dem diesjährigen Nobelpreis für Physik geehrt werden. Stichwort: Quantencomputer.

Schauen wir in die Sterne. Bereits vor 2.500 Jahren deuteten griechische Philosophen die Perioden der kosmischen Bewegungen am Sternenhimmel als ein Zeichen der Unendlichkeit der Welt. Noch davor versteckte sich für Babylonier und Ägypter in Astronomie und Astrologie eine Art Zukunftswissen. Die Zukunft wurde von Propheten, Orakeln und Druiden interpretiert, sie stellten Prognosen für die Zukunft.

Seit jeher machen sich Menschen Sorgen um das auf sie Zu-kommende. Wie werden wir in zehn Jahren leben? Bleiben wir gesund? Steht die Welt schon bald in Flammen? Und seit jeher werden Antworten auf diese Fragen angeboten.

Zukunft als Schicksal?

Wenn wir die Sterne betrachten, schauen wir tief in die Vergangenheit, denn das Licht braucht eine sehr lange Zeit, bis es uns erreicht. Um die Raumgröße zu verstehen, vergleichen wir zwei Zahlen unterschiedlicher Einheiten: Das Licht benötigt von der Sonne zur Erde etwa 8,5 Minuten. Das Licht von dem uns nächst gelegenen Stern Proxima Centauri benötigt zur Erde etwa 4,3 Lichtjahre. Astrophysiker schauen in die Vergangenheit und stellen Annahmen auf, welche Zukunft die Vergangenheit erwartet.

Wir sind es mithin gewohnt zurückzublicken, um die Zukunft besser zu verstehen. Wir sollten nicht in die Zukunft gehen, ohne Gegenwart und Vergangenheit studiert zu haben. Die Zukunft lässt sich nicht ohne das Verständnis der Vergangenheit gestalten. Wir müssen wissen, woher wir kommen, um zu verstehen, wohin wir gehen.

Zukunft ohne Geschichte?

Prof. Martin Kreyßig, Festrede »Thema: Zukunft« anlässlich der feierlichen Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen am Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz am 25.11.2022 © Hochschule Harz

Für Studierende ist es manchmal langweilig, weil die Frauen und Männer da vorne am Pult im Hörsaal, die immerzu sprechen, scheinbar alles besser wissen. Sie teilen ihr Wissen, ihre Erfahrungen den Jüngeren mit. Dafür wurden Schulen und Universitäten gegründet. Es sind Wissensspeicher. Zukünftige Wege basieren auf Erfahrungen und Kenntnissen.

Jedes universitäre Fach betreibt Zukunftsforschung, in sämtlichen Wissenschaften werden Prognosen entwickelt und diskutiert. Wir schreiben Trendanalysen mit explanativen Methoden, versuchen mittels Stochastik die Zukunft vorherzusagen. Strukturanalysen, Szenarien, Simulationen sollen Licht ins Dunkel tragen, sollen nachvollziehbare Fundamente für unsere Entscheidungen schaffen. Objektive Entscheidungen für langfristige Strategien.

All diese Verfahren möchte ich Projektionstechniken nennen. Die Herkunft des Begriffs »projizieren« meint: »vorwärtswerfen, hervortreten lassen«.

In Platons Höhlengleichnis wird dem Publikum ein Schattenspiel projiziert. Das Kino nutzt den Projektor als Bilderwerfer.

Ein studentisches Projekt z.B. ist ein in die Zukunft projiziertes, zeitlich begrenztes Vorhaben. Ein Projekt schiebt sich Schritt-für-Schritt aus der Gegenwart hinein in die Zukunft. In Projekten »entwerfen wir aus Möglichkeiten Wirklichkeiten« [V. Flusser: Digitaler Schein, 1991].

Zukunft als Fortschritt?

Der russische [sowjetische] Spielfilm „Stalker“ von Andrej Tarkowskij ist eine Reise zu einem Zimmer, der »Rückblick auf eine Zukunftsvision«. Stalker, die Hauptfigur, Kundschafter und Reiseführer, wirft Schraubenmuttern mit weißen Mullbinden bebändert als Wegmarkierungen. Er sucht mit seinen zufälligen Würfen eine Route – weil es keinen Weg gibt. Seine Wurfgeschosse funktionieren als Projektile, sie entwerfen eine Richtung, der die drei Figuren des Films nach-gehen. So tastet sich die Gruppe bis ins Innere einer menschenleeren Gegend vor und erkundet deren rätselhaften, paradoxen Erscheinungen.

Zukunft als Traum?

Zukunft meint Projektion und Zukunft meint Exploration. Für die Reise ins Unbekannte rüsten wir uns mit Wissen aus Gegenwart und Vergangenheit. Wir haben kein anderes Gepäck. Wir können nur ausprobieren, scheitern, erneut versuchen, und lernen. All unser Handeln ist davon geprägt, die Zukunft in kleinen Schritten zu betreten.

Dabei wird auch heutzutage die Zukunft von »Seherinnen und Sehern« gedeutet. Sterndeuter, Kaiser und Könige, Theologen, Päpste, Philosophen und Politiker, Futurologen, Wahrsagern und Verfasser von Horoskopen.

Seit Thomas Morus 1516 das Werk „Vom besten Zustand des Staates und über die neue Insel Utopia“ veröffentlicht hat, gehören auch die Künstler:innen zu den Propheten. Eine Utopie, altgriechisch U-topos, ein Nirgendsland ist eine Projektion, um die Gegenwart zu kritisieren. Schriftsteller:innen greifen zur Utopie, wenn ihnen für die Wahrheit Gefängnis oder der Tod droht. Also projizieren sie aus ihrer bedrückenden Gegenwart eine fern gelegene Insel, auf der ein idealer Zustand menschlichen Zusammenlebens konstruiert ist.

Zukunft als Utopie?

Der amerikanische Spielfilm „Soylent Green“ von Richard Fleischer aus dem Jahr 1972 trägt den deutschen Titel: »… Jahr 2022 … die überleben wollen«. Das New York des Jahres 2022 ist kein wirklich freundliches Utopia, eher die dystopische Umkehrung. Ich werde das Ende nicht spoilern, doch soviel sei gesagt:

Sämtliche Zukunftsstudien, ob „Die Grenzen des Wachstums“ für den ‚Club of Rome‘ 1972, der Bericht der ‚Nord-Süd-Kommission‘ oder „Global 2000“ stecken im Drehbuch schon drin. Der Film lohnt sich, projiziert er doch die Sorgen, Ängste und Befürchtungen aus den 1970er Jahren um 50 Jahre in die Zukunft, in unsere Gegenwart, das Jahr 2022.

Zukunft als Katastrophe?

Zukunft ist ein flüchtiger, auch ein dramatischer Stoff, mit dem wir uns recht quälen. In den Wissenschaften, in Parlamenten und am Küchentisch stellen wir uns die Zukunft vor. Wir entwerfen von ihr ein vages Bild. Sobald wir eine Ahnung oder Meinung zur Zukunft haben, antizipieren wir sie, versuchen uns ihr anzupassen, wie man sich in eine zu eng geschnittene Jacke zwängt. Oder wir lehnen uns gegen diese Zukunft auf, verweigern uns prophetischen Vorhersagen, lehnen wissenschaftlich belegte Ergebnisse ab.

Zukunft als »blühende Landschaften«?

Vor uns steht ein bis zur Hälfte geleertes Wasserglas. Die erste Hälfte haben wir getrunken, der Körper fühlt sich wohl. Ist das Wasserglas halbvoll oder halbleer?

Einige tendieren dazu, das Glas als halbvoll zu betrachten. Sie freuen sich auf die zweite Hälfte, die sie gleich trinken werden. Hey, immerhin ein halbvolles Glas!

Andere betrachten die Situation weniger entspannt. Ein halbleeres Glas deutet augenscheinlich darauf hin, dass auch die zweite Hälfte bald ausgetrunken sein wird.

Helle oder dunkle Zukunft?

Ich zitiere gerne den Dramatiker Heiner Müller mit seinem prophetischen Satz: »Optimismus ist Mangel an Information.«

Das zukünftige Dunkel hält alle Antworten in den Händen. Die Zukunft besteht ausschließlich aus Informationen, die wir nicht kennen.

Sie offenbart sich nur scheibchenweise. Und darüber sind wir ein kleinwenig beleidigt. Die Zukunft ist eine eitle, hochnäsige, arrogante Figur. Statt einfach zu sagen, was morgen abgeht, schweigt sie.

Was bleibt uns? Wir träumen, wir hoffen. Wir malen uns eine Zukunft aus.

Aber steuern nicht wir das Schiff der Zivilisation? Sind nicht wir für unsere Handlungen selbst verantwortlich? Drei Beispiele:

  1. Wir wissen, dass schwach- und mittelradioaktive Abfälle nach 500 Jahren nicht gefährlicher sind als Phosphatdünger. Nach rund 30.000 Jahren haben sie die gleiche strahlungsbedingte Giftigkeit wie Granitgestein. Na also, geht doch. Klare Prognose! Welche Schlüsse ziehen wir daraus? Welche Entscheidungen fällen wir für die nachfolgenden Generationen?
  2. Meine Studierenden haben einen wunderschönen Kurzfilm gedreht. In einer Szene tanzt eine Plastiktüte im Wind. Wir wissen, dass Micropartikel dieser Plastiktüte noch in 450 Jahren tanzen – im Ozean. Die anderen bunten Partikelchen haben sich in unseren Ur-ur-ur-enkeln eingelagert. Reines Zukunftswissen.
  3. 8 Milliarden Menschen leben nun auf der Erde. Was für eine Herausforderung! Aber, und ich zitiere Frank Swiaczny, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Demographie. [Zitat: Tagesspiegel, 14.11.2022, S. 2]: »Das Problem ist nicht Überbevölkerung, sondern Überkonsum.«

Liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen, wir wissen einiges über die Zukunft. Und wir können sie durch unser Verhalten beeinflussen, jeder einzelne von uns.

Zukunft ist, was wir daraus machen.

Gegenwärtig erleben wir in unserem europäischen Haus wie die nähere Zukunft durch böse machthungrige Männer vergiftet wird, so dass wir umdenken und anders planen müssen. Wir gestalten die Situation, und in gewisser Weise passen wir uns an. Und in Anpassungsleistungen ist der Mensch gut trainiert, auch wenn diese Anpassungsprozesse langsam ablaufen. In jeder neuen gesellschaftspolitischen Situation versuchen wir in einem veränderten, sich beständig verändernden Habitat unseren Platz zu finden.

Zukunft als Egoismus?

Nach diesem Festakt, liebe Studierende, werden Sie als Absolvent:innen in die Welt ziehen und diese Welt verändern. Sie werden die Zukunft verändern. Ich hoffe, Sie werden klug und gewissenhaft, kollaborativ und solidarisch handeln, und machen diese Welt, unser Gemeinwesen mit ihrem Engagement ein Stückchen besser, friedlicher, bewohnbarer.

Dazu sollten Sie einander gut zuhören und miteinander sprechen.

Ich möchte Sie ermutigen, Ihre Meinung immer mit Courage zu vertreten, dabei offen, flexibel zu sein, besonders, um in Krisen und Konflikten Kompromisse zu finden. Das heißt, Sie werden immer wieder von einer projizierten Richtung abweichen müssen, um im Konsens mit anderen eine gemeinsame neue Richtung zu finden. Dabei helfen Ihnen Modelle, Projektionen, Simulationen – Wissen hilft.

Wir projizieren Ahnungen, Annahmen, Träume, Möglichkeiten, wir projizieren unser Wissen in die Zukunft. Gleichzeitig – und ich möchte das betonen – legt sich die Zukunft wie von selbst, wie ein Mantel um die Schultern: Ein ewig neuer Stoff aus Freude, Glück, Liebe und wundersamen Überraschungen.

Der Filmregisseur Werner Herzog hat gerade seine Memoiren vorgelegt. Herzog hat u.a. „Fitzcarraldo“ mit Klaus Kinski, oder „Grizzly Man“ gedreht. Er ist weltweit einer der außergewöhnlichsten Filmemacher. Seine Lebenserinnerungen enden mit einem Satz, der einfach abbricht. Herzog schreibt im Vorwort, während des Schreibens sei ein kupfern und hellgrün glänzender Kolibri wie ein Projektil auf ihn zugeschossen [aus: W. Herzog, Jeder für sich und Gott gegen alle, München 2022, S. 10]. Herzog entschloss sich in diesem Moment nicht weiterzuschreiben: »Der letzte Satz bricht einfach dort ab, wo ich gerade angekommen war.«

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute! Bleiben Sie neugierig!

Gruppenbild der Absolventinnen und Absolventen am Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz am 25.11.2022 © Hochschule Harz