blurred edges – Under Construction & Split Friction

Left picture shows Birgit Ulher, German composer-performer, sound artist. Right picture shows Seiji Morimoto with sky tape. He is a Japanese artist who works with performance, composition and installation

Split Friction – Under Construction

im Rahmen des blurred edges • Festival für aktuelle Musik Hamburg, 31.5. – 16.6.2024

Zeitraum: 02.06.-16.06.2024

Vernissage: 02.06.2024 – 18 Uhr:
– Live-Performance Birgit Ulher ‚Public Transport‘ (2019)
– Live Performance Seiji Morimoto: ‚Short Summer‘ (2010)
– Vortrag von Prof. Martin Kreyßig

Öffnungszeiten: Sa/So, 08./09. und 15./16.06., jeweils 15-18 Uhr

Morimoto und Ulher thematisieren in ihren Arbeiten den Einfluss von natürlichen Gegebenheiten wie Wind und/oder Wasser, durch die Objekte bewegt werden und Klänge entstehen, die sich mit den Umgebungsgeräuschen mischen.

Seiji Morimoto ist ein japanischer Künstler, der sich mit Performance, Komposition und Installation befasst. Er lebt und arbeitet seit 2003 in Berlin, wo er u.a. die Konzertreihe ‚Experimentik‘ im Tik Berlin kuratiert. Gezeigt werden seine Außeninstallation ‚500m Stretch’ und das Video ‚Under Construction’ mit Bildern und Geräuschen von Baustellen in Berlin.

Birgit Ulher lebt als freischaffende Musikerin, Klangkünstlerin und Komponistin in Hamburg. Sie ist mit ihrer Konzerttätigkeit international unterwegs. Gezeigt werden ihre Videos ‚How to Get Away by Car‘ und ‚Flotsam & Jetsam‘ sowie ihre Klang- und Konzertinstallation ‚Public Transport‘, die mit Geräuschen von Plattenspielern arbeitet.

Strobreden – Haus für Klangkunst-Enthusiasten
Bahrenfelder Chaussee 144
22761 Hamburg

Birgit Ulher plays PUBLIC TRANSPORT, Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
Seiji Morimoto plays SHORT SUMMER, Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
180m STRETCH, Seiji Morimoto, Installation Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
180m STRETCH, Seiji Morimoto, Installation Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
180m STRETCH, Seiji Morimoto, Installation Strobreden Hamburg 02.06.2024 @ Martin Kreyssig
Prof. Martin Kreyßig, Rede zu Arbeiten von Birgit Ulher und Seiji Morimoto @ Foto: Gunnar Lettow 2024

Imagefilm für die Stadt Ballenstedt

Im Sommer 2018 entstand der Imagefilm für die Stadt Ballenstedt.

Konzept und Regie zu diesem Film führte Martin Kreyßig, die Umsetzung erfolgte gemeinsam mit Marc Wiebach (Compositing) und Jan-Billy Blum-Arndt (Color Artist), die musikalische Komposition stammt aus der Hand von  Carl Christian Agthe.

Die Flugaufnahmen lieferte Christian Müller, die Fotografien Jürgen Meusel.

Imagefilm der Stadt Ballenstedt auf Youtube

Imagefilm Ballenstedt @ 2018 Stadt Ballenstedt /MartinKreyssig
Imagefilm Ballenstedt @ 2018 Stadt Ballenstedt /MartinKreyssig
Imagefilm Ballenstedt @ 2018 Stadt Ballenstedt /MartinKreyssig
Imagefilm Ballenstedt @ 2018 Stadt Ballenstedt /MartinKreyssig
Imagefilm Ballenstedt @ 2018 Stadt Ballenstedt /MartinKreyssig

Storyline des Films

GESCHICHTE
Uta von Ballenstedt stammte aus …

Markgraf Albrecht der Bär (1100 bis 1170) wirkte … als der Gründer Berlins und Wegbereiter der Mark Brandenburg. Albrecht der Bär und seine Gattin Sophie liegen hier in der Krypta – im Stammhaus der Askanier – begraben. Ballenstedt – Die Wiege Anhalts

Friedrich Albrecht von Anhalt Bernburg (1735-1796) verlegte … die Residenz nach Ballenstedt und ließ das Schlosstheater errichten.

BAUKUNST
An der Straße der Romanik gelegen, stammen die ältesten Teile des Schlosses aus dem 11. Jahrhundert. Seit 1765 in seiner Blütezeit – von Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts – war Ballenstedt mit seinem barocken Schlossensemble Residenzstadt Anhalts.

GARTENKUNST
Der preußische Gartenkünstler Peter Joseph Lenné gestaltete … den Schlosspark um 1860 als Gartenträume mit terrassierter Wasserachse

MUSIK
Hoforganist Carl Christian Agthe begründete … mit der Hofkapelle die Musiktraditionen in Ballenstedt

Albert Lorzting dirigierte … 1846 im Schlosstheater seine Märchenoper »Undine«

Franz Liszt eröffnete … als Dirigent das anhalt-bernburgische Musikfest 1852, das “erste Zukunfts-Musikfest”

MALEREI
Hofmaler und Kammerherr Wilhelm von Kügelgen portraitierte … das geistige und bürgerliche Leben der Frühromantik

Caspar David Friedrich besuchte … Ballenstedt und malte 1811 das Gemälde „Gartenterrasse“, die Lesende im Vordergrund ist Caroline Bardua, in der Bildmitte eine antike Göttin, die Kastanienallee, in der Fernsicht der Brocken

»Die Gegend war unendlich schön und über die prächtig blauen Berge erhob sich der Brocken im Sonnenschein wie ein weißer Zuckerhut.»

LANDSCHAFTSARCHITEKTUR
Theaterarchitekt Bernhard Sehring erbaute … nach mittelalterlichem Vorbild die Roseburg und inszenierte sein Märchenschloss als italienischen und englischen Landschaftsgarten

Naturliebhaber, Kulturentdecker, Urlaubsgenießer erleben … die ehemalige Residenzstadt Anhalts – Barockjuwel im Vorharz

Ballenstedt – Die Wiege Anhalts

Immer mehr Städte und Kommunen setzen auf aussagekräftige Imagefilme, um ihre regionalen touristischen Highlights bestmöglich „in Szene“ zu setzen. Ziele, die mit der Erstellung solcher Videos verfolgt werden sind unterschiedlich; es muss nicht immer um die Steigerung der touristischen Standortattraktivität gehen. Wichtig ist: Die Botschaft muss überzeugen.

Martin Kreyßig, Professor für digitales Bewegtbild, setzt sich mit Filmsprache, Dramaturgie und Narratologie auseinander. In Kooperation mit der Stadt Ballenstedt sowie dem Medieninformatik-Absolventen Marc Wiebach entstand unter seiner Leitung ein Imagefilm, mit dem „die Wiege Anhalts“ besonders treffend in Szene gesetzt wurde. Seit dem 11. Jahrhundert transportiert Ballenstedt Emotionen – diese sollen nun mithilfe der Hochschule Harz übermittelt werden. Zu den Zielgruppen der touristischen Angebote gehören Naturliebhaber, Kulturentdecker sowie Urlauber, die seit August 2018 in den Genuss des Kurzfilms kommen. Er umspielt historische Größen, die in der regionalen Geschichte verortet sind – jedoch überregional Bedeutung erlangten – Bau- und Gartenkunst sowie Landschaftsarchitektur, aber auch Malerei und Musik. „Das Bewegtbild folgt einer Komposition des lange in Ballenstedt lebenden Komponisten und Organisten Carl Christian Agthe, mithilfe derer die historischen Alleinstellungsmerkmale musikalisch belebt werden“ erzählt Kreyßig.

© Text von Thomas Karolszak, 2018

Reinhard Mucha

Das Figur-Grund-Problem in der Architektur des Barock (für dich allein bleibt nur das Grab), 1986, 16mm Film, 15 min

Der Film dokumentiert eine Skulpur des Düsseldorfer Künstlers Rein­hard Mucha (*1950), die 1985 im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart ausge­stellt wurde.

Der Ton ist ein Stück Ori­ginalton einer Steilwandfah­rershow auf der Düsseldorfer Rheinkirmes. Der gesprochene Text und die Geräusche der Motor­räder strukturie­ren den Film und setzen die künstlerische Arbeit in den von Rein­hard Mucha angeführten Kontext: „Fahrendes Volk“, „Kunst auf Rä­dern“ und „Ortlosigkeit der modernen Kunst“.

Das Figur-Grund-Problem in der Architektur des Barock (für dich allein bleibt nur das Grab) Skulptur von Reinhard Mucha. Film © Martin Kreyßig 1986
(v.li.n.re) Reinhard Mucha, Martin Kreyssig, Jean-Christophe Ammann, Johannes Lenhart © Johannes Lenhart 1987

Strukturwandel – Olafur Gislason

Strukturwandel, 2005 / Olafur Gislason / Videodokumentation: Martin Kreyssig

Strukturwandel, 2005 von Olafur Gislason im Cuxhavener Kunstverein.

Videodokumentation einer Performance in der Bühne am Nordseekai in Cuxhaven 2005 im Rahmen der Gruppenausstellung „A WHITER SHADE OF PALE“ – Kunst aus den Nordischen Ländern an der Unterelbe.

Strukturwandel, 2005 / Videodokumentation / Olafur Gislason
Strukturwandel, 2005 / Videodokumentation / Olafur Gislason

Olafur Gislason: „STRUKTURWANDEL“ Cuxhaven von Nina Möntmann

Die Fischerei prägt das Stadtbild von Cuxhaven. Ungebrochen baut die Touristikbranche auf diesem Image auf. Ungebrochen und ungeachtet der Tatsache, dass sich die technischen und ökonomischen Bedingungen sowie die politischen und sozialen Realitäten drastisch verschoben haben: ein „Strukturwandel“, wie es der Titel der Arbeit Olafur Gislasons benennt. Der Blick auf den Hafen als Produktionsstätte täuscht. Die Fische werden hauptsächlich anderswo gefangen. Als Hauptumschlagplatz in Deutschland fungiert inzwischen der Frankfurter Flughafen. Fisch wird auf dem Landweg, zum Beispiel aus Dänemark und Norwegen zur Weiterverarbeitung nach Cuxhaven gebracht. Dort sitzen lediglich jene Firmen, die den Hering marinieren und in Gläser abfüllen, oder Fischmehl herstellen, was die Vorstellung von Fisch als lokalem Produkt illusionär erscheinen lässt.

Gislasons Arbeit besteht aus mehreren aufeinander verweisenden Teilen: Zunächst führte er Interviews mit Krabbenfischern, Kapitänen des Hochseefischfangs, mit einem Fischhändler und den Chefs der größten Fischfangfirmen. Die editierten Gespräche werden in einem Monolog zusammengefasst von einem Schauspieler gesprochen. Der Monolog ist in einem, von Gislason entwickelten Bühnenhäuschen auf dem Nordseekai zu hören. Nur der äußere Bereich des Objekts ist für das Publikum begehbar. Durch vier Fenster auf verschiedenen Ebenen kann man eine Akrobatin betrachten, die den inneren Raum, den eigentlichen Bühnenraum, bespielt.

Gleichzeitig sind im Kunstverein Zeichnungen und Aquarelle Gislasons zu sehen, unterschiedliche, teils assoziative Verbildlichungen der prekären Lage der Cuxhavener Fischindustrie. Während seiner Recherche vor Ort entdeckte Gislason im Cuxhavener Fischereimuseum die Figur eines Seemanns, die er für die Dauer der Ausstellung ebenfalls in den Kunstverein stellt. Die als Seemann hergerichtete Schaufensterpuppe im Museum sieht Gislason als Symbol für die Musealisierung, die den Niedergang der Fischerei spiegelt. Im Gegenzug wird im Fischereimuseum ein Video gezeigt, das den Ausflug der Figur in den Kunstverein dokumentiert.

Gislason verwendet in „Strukturwandel“ Motive und Vorgehensweisen, die sich auch in seinen vorherigen Projekten finden und sich als roter Faden durch seine Arbeit ziehen: Partizipation, Narration, Räume, Displays und Metaphern.

PARTIZIPATION

In früheren Projekten forderte Gislason vielfach die Besucher eines bestimmten Ortes auf, als künstlerisch geltende Produkte wie Zeichnungen oder Texte zu hinterlassen. So konnten in der „Woche der Bohème“, die Gäste in einigen Beisls in Wien ihre Speisen mit einer spontanen Zeichnung bezahlen. Der Künstler hatte sich mit einem Flyer an die Beisl-Wirte gewandt und zu dieser Aktion aufgerufen. „Media Thule“, ein Projekt, das im Rahmen von „Skulpturlandskap Nordland“ an einem einsamen Ort am Meer in Norwegen realisiert wurde, besteht aus einem Holzhaus mit Aussichtsfenstern und bereitgestellten Zeichenutensilien. Spaziergänger und Naturfreunde können sich in dem klassischen Genre der landschaftsinspirierten Zeichnung versuchen oder Texte hinterlassen, die vor Ort archiviert werden. Instand gehalten wird dieses Projekt seit 1994 von Anwohnern des nächstgelegenen Dorfes, die das Zeichenmaterial auffüllen, die Papiere aufhängen und abheften und den Raum beheizen. Diese Form der Kooperation, in der der Künstler eine Situation oder einen Raum initiiert und in diesem Rahmen den einzelnen Besucher auffordert, eine künstlerische Produktion zu hinterlassen – im Fall von „Media Thule“, sich mit einer Zeichnung oder einem Text in ein Verhältnis zwischen Natur und Kultur zu verorten – ist für diese Projekte charakteristisch .

In neueren Arbeiten hingegen tritt eher die persönliche Geschichte, die Identität und Biografie von Personen, die an dem künstlerischen Prozess partizipieren, in den Vordergrund. Die Zusammenarbeit beschränkt sich häufig auf Interviews, wobei ihn vor allem migrantische Identitätsfragen interessieren. Für „Träumen in Hannover“, 2002, sprach er mit einem irakischen Kurden, einem Senegalesen und einer Philippinin über die individuelle Geschichte ihrer Migration und ihr Leben in Hannover. Und für die Arbeit „Goldener Bambus“ erzählt ein Vietnamese, der zu DDR-Zeiten nach Leipzig gekommen war und ein Restaurant eröffnete, die Geschichte seiner Familie, erzählt von der Wende und seinem Verhältnis zu den Deutschen.Und in Cuxhaven schließlich spricht Gislason mit Personen, die in der Fischindustrie beschäftigt sind und über ihre Sichtweise der Situation der Fischerei erzählen.

Die Texte der Interviews werden jeweils unterschiedlich räumlich präsentiert: in „Träumen in Hannover“ als Wandtexte in einem lebensgroßen Raummodell, das in seiner Einteilung, Farbgebung und Ausstattung eine Vorstellung der drei Personen repräsentiert; in der Arbeit „Goldener Bambus“ ebenfalls als Wandtext, der den Blick auf eine Raumnische freigibt, in der sich die Palme und das Video ihres Transports vom Restaurant in den Ausstellungsraum befinden; und in Cuxhaven schließlich als ein von einem Schauspieler gelesenes Hörstück, das von dem Bühnenhäuschen aus in den Nordseekai hineinklingt.

Diese Form der Partizipation, die nicht zugleich auch eine Interaktion ist, unterscheidet Gislasons Arbeit von „Community Art“-Projekten, in denen meist mit sozial benachteiligten Gruppen interaktiv und mit gesellschaftlichem Nutzwert gearbeitet wird, und welche Mitte der 90er Jahre von Susan Lacy mit dem Begriff „New Genre Public Art“ belegt wurden. Auch im Unterschied zu den von Nicolas Bourriaud als „relational aesthetics“ bezeichneten Kunstformen, die eine Interaktion des Kunstpublikums evozieren, werden bei Gislason die partizipierenden Personen nicht zusammengeführt. Sie können sich als Co-Produzenten der Arbeit verstehen, in dem Sinne, dass sie entweder in einem Interview mit Gislason in Kontakt treten oder , wie in früheren Arbeiten, Produktionsmaterial vorfinden beziehungsweise aufgefordert werden, eine künstlerische Arbeit wie eine Spur an einem Ort zu hinterlassen.

Deswegen trifft auch bezüglich der Partizipation in Gislasons Arbeit der Vergleich des Künstlers mit dem Sozialarbeiter nicht zu – ein Topos, der in den 90er Jahren an viele Künstler herangetragen wurde, die mit marginalisierten Gruppen zusammengearbeitet haben. Ausgangspunkt seiner Arbeit ist immer der künstlerische Prozess, die Auseinandersetzung mit klassischen Medien und Kunstformen sowie eine deutliche Verbindung zum Kunstfeld, die in einer Verankerung im Ausstellungsbetrieb liegt.

NARRATION

Seiner von einem psychologischen Interesse getragenen Art von Zusammenarbeit kommt man eher mit einem Blick auf den Umgang mit Narration näher. In der Arbeit „Strukturwandel“ wird weniger die historische Situation analysiert, die Interviewten äußern vielmehr ihre Einschätzung der gegenwärtigen Situation und die Aussichten auf die Zukunft der Fischerei in Cuxhaven. Gislason suchte Orte und Personen auf, die mit der Fischerei zu tun haben. Er recherchierte nicht in Bibliotheken und Archiven, sondern sammelte die persönlichen Geschichten, die ihm erzählt wurden und die er zwar editiert aber nicht kommentiert, oder durch gezielte Fragen beeinflusst. Man erfährt über Probleme der Überfischung, darüber, dass staatlich geförderte holländische Großhändler den Markt bestimmen, die Computerisierung des Fischfangs durch GPS-Systeme, die familiäre Anspannung, die ein 14-Stunden Tag auf See mit anschließender Vermarktung der Ware mit sich bringt, und darüber, dass die Deutsche Fischfang Union in isländischen Händen ist.

Die Erfahrungsberichte der interviewten Personen, die Erzählungen ihrer Sichtweise der spezifischen lokalen Situation der Fischerei in Cuxhaven erzeugen einen narrativen Raum, der sich über die Bestimmungen des Orts legt und lassen sich damit als eine ortsbezogene Praxis erkennen. Unsere Erfahrung und Sichtweise des Orts Cuxhaven wird beeinflusst durch das Wissen und die Erlebnisberichte der interviewten Personen. Michel de Certeau argumentiert, dass Erzählungen Orte definieren und regulieren : „Jeden Tag durchqueren und organisieren [Geschichten] die Orte; sie wählen bestimmte Orte aus und verbinden sie miteinander; sie machen aus ihnen Sätze und Wegstrecken. Sie sind Durchquerungen des Raumes.“Durch Geschichten formt sich damit unsere Kartographie eines Raumes. Deshalb ist „jeder Bericht ein Reisebericht – ein Umgang mit dem Raum.“

Neben den unmittelbaren, nach dem Verfahren und der Erkenntnisstruktur der „oral history“ zusammengestellten, persönlichen Erzählungen bilden auch die Konstellationen der physischen Elemente der Arbeiten zueinander einen narrativen Zusammenhang. Gislason übersetzt mithilfe von Displays und Metaphern Erzählstrukturen in den Raum.

DISPLAYS, RÄUME UND METAPHERN

Gislason arbeitet häufig mit metaphorisch aufgeladenen Räumen. Da ist zunächst die Bühne, die, vergleichbar mit de Certeaus Definition der Aufgabe der Erzählung, eine Plattform für Handlungen bildet: „Das ist die erste Aufgabe der Erzählung. Sie eröffnet ein Theater zur Legitimierung tatsächlicher Handlungen. Sie schafft einen Bereich, der gewagte und zufällige gesellschaftliche Praktiken autorisiert .“Das hier erwähnte Verhältnis von der Metapher im Bühnenspiel zur Realität zeigt sich in der Parallele der extrem gelenkigen Performance der Akrobatin zu den in den Interviews anklingenden Bemühungen oder Verrenkungen, die unternommen werden müssten, um die wirtschaftliche Situation Cuxhavens zu retten.

Das Haus ist nicht begehbar und lässt von außen durch Fenster die Akrobatin beobachten. De Certeau schreibt über das Haus (mit Bezug auf Bourdieus Ausführungen zum kabylischen Haus): „Durch die Praktiken, die seinen Innenraum gliedern, kehrt es die Strategien des öffentlichen Raumes um und organisiert insgeheim die Sprache.“Auch wenn die Tanzperformance in dem Hafenhäuschen nicht den üblichen Nutzungen eines Hauses entsprechen, die de Certeau meint, so kann man dennoch von einer „Umkehrung der öffentlichen Ordnung“ sprechen, wie es im folgenden heißt, sowie von der „Erzeugung eines Diskurses.“

Ein weiteres wiederkehrendes Motiv in Gislasons Arbeit ist die dokumentierte Reise eines narrativ aufgeladenen Gegenstandes, wie die Reise der Seemannsfigur in den Cuxhavener Kunstverein oder die Reise der Palme des vietnamesischen Restaurants in den Ausstellungsraum. Diese temporäre Kontextverschiebung wirkt wie ein Brechtscher Verfremdungs-Effekt: der Seemann, wie auch die Palme, fallen erst als von einem Ort erzählende kulturelle Signifikanten auf, wenn sie dem gewohnten Zusammenhang entnommen werden und im Rahmen der Kunstinstitution beziehungsweise der Installation rekontextualisiert werden. Ob Akrobatin, Reise, Haus oder Bühne: hier spiegelt sich das Interesse, ein Motiv oder eine Metapher für ein gesellschaftliches Phänomen zu finden. Kunst operiert bei Gislason auf einer symbolischen (oder weitergedacht auch: symbolpolitischen) Ebene, die einen narrativen, auf den Ort bezogenen Raum produziert.

© Nina Möntmann, 2005

Filmografie

Rosengarten, 2010, Foto M. Kreyssig

Entdecke die große Welt der kleinen Tiere
Interaktive 3D-Multimedia Applikation für Kinder
2021 / 3D-Echtzeit mit Unity / Konzeption, Dramaturgie und Gestaltung: Daniel Ackermann und Martin Kreyßig, Programmierung: Alexander Johr / P: Stadt Gladbeck

putz, rabitz, gips – Installation und Skulptur
Kurzfilm zur Ausstellung von Elisabeth Wagner
2018 / Webfilm / Länge: 5:45 Min / P: Elisabeth Wagner

Imagefilm für die Stadt Ballenstedt
2018 / Webfilm / P: Stadt Ballenstedt

FameLab 2015
Berlin, Bielefeld, Braunschweig, Karlsruhe, Regensburg
2015 / Webfilme / P: British Council / Stiftung Schering / Helmholtz-Zentrum

Balladen und Filme
2014 / 4 Filme zu Balladen / Hochschule für Musik und Theater, Leipzig
Aufgeführt in Leipzig, Rheinsberg und Wernigerode

FameLab 2014
Bielefeld, Hamburg, Kassel, Karlsruhe, Leipzig, Potsdam, Regensburg
2014 / Webfilme / P: British Council / GEO

FameLab 2013
Bielefeld, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig, Lübeck, Potsdam, München
2013 / Webfilme / P: British Council / GEO

FameLab 2012
Bielefeld, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig, Lübeck, Potsdam, München
2012 / Webfilme / P: British Council / GEO

FameLab 2011
Bielefeld, Hamburg, Karlsruhe, Lübeck, Potsdam
2011 / Webfilme / P: British Council / GEO

Zeremonie für ein Double – Das dritte Auge
Performance von Gustav Kluge, Kathrin Haaßengier
2010 / Videofilm / 17:55 min / P: Gustav Kluge

09.1.2009 Vertauschte Zunge
Performance von Gustav Kluge, Petra Kluge, Kathrin Haaßengier
2009 / Videofilm / 33 min / P: Gustav Kluge

APPEARANCE OF ###### TO THE PEOPLE
Performance by Elena Kovylina
2009 / HD-Videofilm / 8:30 min / P: Kunsthalle Hamburg

CHARLES DE PICCIOTTO Architekt BDA
Konzept und Design Internetpräsenz / Programmierung C. Oldendorf
2009 / www.depicciotto.de. / P: Charles de Picciotto

Breakfast at Tiffany’s
Ausstellungsfilm zu René Gruau und „Breakfast at Tiffany’s“ zur Ausstellung „Schick & Schrill“
2008 / DVD / 18 Min / P: Wilhelm-Busch-Museum, Hannover

AUDI AKADEMIE
Fortbildungsfilm für Management
2008 / Webfilm / 10:20 Min / P: Audi Akademie, Ingolstadt

FALKE KG
Digitalfotografie Strumpfherstellung
2008 P: Falke KG, Schmallenberg

Uhmm
Richard Deacon
2006 / Audio CD / 10 min / P: MKF & Richard Deacon
Published by DIA ART FOUNDATION, New York / ISBN: 3710128866

Blank Plays Duden
Rüdiger Carl, Oliver Augst, Christop Korn
2004/06 / Musik-DVD / P: Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt/M
Published by revolver and textxtnd / ISBN 3-86588-246-3

Etwas
Schuldt
2004/05 / Videofilm / 12:00 min / P: Hamburger Kunsthalle (Frank Barth et al.)

Strukturwandel
Olafur Gislason
2005 / Videofilm / 14:30 min / P: „A Whiter Shade of Pale“ Kunst aus den Nordischen Ländern

07.11.2003 Die Chromatoren
Gustav Kluge
2004 / Videofilm / 11:44 min / P: Gustav Kluge

Frankfurter Judaskuss
Caroline von Grone
2003 / Videofilm / 15:00 min / P: Caroline von Grone

Palm Papierfabrik
BRT Architekten Bothe Richter Teherani
2002 / Videofilm / 8:00 min / P: BRT Architekten

UW84DC
Film auf Youtube
Richard Deacon / Dundee Contemporary Art, Dundee
Music by Gene Coleman
2001-2017 / Videofilm / 11.30 min / P: MKF

Grässlin Collection
Sammlung Grässlin / Deichtorhallen Hamburg
2001 / Videofilm / 17:30 min / P: Familie Grässlin

Tiger oder Löwe
Peter Friedl
2000 / Videofilm / 1:00 min / P: Hamburger Kunsthalle (Frank Barth et al.)

CityConneXion
Bernstorff / de Picciotto / Petters / Trabitzsch / Wittorf
3. Hamburger Architektursommer / Ausstellung Stilwerk, Hamburg
2000 / Videofilm 16:9 / 6:00 min / Kreation: metagoldstern.com / P: Architekten

Marina Abramovic
Einzelausstellung / Kunstverein Hannover
2000 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

Rewind to the Future
Gruppenausstellung / Bonner Kunstverein
1999 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

German Open
Gruppenausstellung / Kunstmuseum Wolfsburg
1999 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

Nam June Paik
Einzelausstellung / Kunsthalle Bremen
1999 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

Luc Tuymans
Einzelausstellung / Kunstmuseum Wolfsburg
1999 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

Ich habe nichts zu sagen, und das sage ich – Alan Charlton
Düsseldorf / Krefeld / Paris / Hamburg
1999 / Videofilm / 15 min / P: MKF

11 Projekte
BRT Architekten Bothe Richter Teherani
plan 99 Architektur Ausstellung Köln
1999 / Videofilm / 21:00 min / P: BRT Architekten

New World Order
Richard Deacon / Tate Gallery Liverpool
1999 / Videofilm / 6 min / P: MKF

Ingo Günther / Republik.com
Einzelausstellung / Neues Museum Weserburg, Bremen
1999 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

Das Versprechen der Fotografie
Gruppenausstellung / Kestner Gesellschaft, Hannover
1999 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

Mariko Mori
Einzelausstellung / Kunstmuseum Wolfsburg
1999 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

Eimer Wasser
Andreas Slominski / Guggenheim Berlin
1998 / Videofilm / 11:25 min / P: Guggenheim Museum

Gestohlene Luftpumpe
Andreas Slominski / Guggenheim Berlin
1998 / Videofilm / 1:45 min / P: Guggenheim Museum

Baumstumpf
Andreas Slominski / Guggenheim Berlin
1998 / Videofilm / 4:22 min / P: Guggenheim Museum

Transportsystem für Hustensaft
Andreas Slominski / Guggenheim Berlin
1998 / Videofilm / 2:15 min / P: Guggenheim Museum

Virtueller Vatikan
Hochrenaissance im Vatikan / Kunsthalle der BRD, Bonn
1998 / TV / 3:00 min / P: ARTE INFO

Eisstiel
Andreas Slominski / Hamburger Kunsthalle
1994 / 98 / Videofilm / 4:10 min / P: Hamburger Kunsthalle (Frank Barth et al.)

EMOTION
Gruppenausstellung / Deichtorhallen Hamburg
1998 / TV / 2:50 min / P: ARTE INFO

Douglas Gordon
Einzelausstellung / Kunstverein Hannover
1998 / TV / 2:50 min / P: ARTE INFO

LADDER
Andreas Slominski / manifesta 2, Luxembourg
1998 / Videofilm / 8 min / P: manifesta 2

do all oceans have walls?
Gruppenausstellung / GAK Bremen et al.
1998 / TV / 2:10 min / P: ARTE 8 1/2

TONY OURSLER
Einzelausstellung / Kunstverein Hannover
1998 / TV / 2:10 min / P: ARTE 8 1/2

Franz Erhard Walther
Einzelausstellung / Deichtorhallen Hamburg
1998 / TV / 2:10 min / P: ARTE 8 1/2

HARRYS KOPF
Videoinstallation mit 8 Monitoren für das Thalia Theater im
Rahmen des Stückes HARRYS KOPF von Tankred Dorst
Inszenierung: Jürgen Flimm
1997 / 8 Videofilme / 6 min / P: Thalia Theater GmbH

TOMATENSALAT
Thomas Schütte / Van Abbemuseum, Eindhoven
1991/ 97 / Videofilm / 13 min / P: T. Schütte / M: Ret Ant Feet

KEHRWIEDERSPITZE
Dinse Feest Zurl / Architektur Sommer 1997 – Ausstellung
1997 / Videofilm / 5:20 min / P: Architekten

KUNSTPREIS DER STADT WOLFSBURG
Thomas Schütte / Richard Deacon / Kunstverein Wolfsburg
1997 / Videofilm / 2:20 min / P: ARTE 8 1/2

THEM AND US
Film auf Youtube
Thomas Schütte / Richard Deacon / Lisson Gallery, London
1995 / 96 / Videofilm / 6 min / P: Deacon / Schütte

USE Medien / Kunst@Hdk
div. Künstler / Westend – Bahnhof, Berlin
1996 / Videokatalog / 30 min / P: Karl – Hofer – Gesellschaft / Hochschule der Künste

I-BEAM MUSIC
Nicolas A. Baginsky / Barry Schwarz / Kampnagel, Hamburg
1995 / Videodokumentation / 18 min / P: N. A. Baginsky

KUMROW, KLAUS
Klaus Kumrow / Hamburger Kunsthalle
1995 / Videofilm / 16 min / P: Hamburger Kunsthalle (Frank Barth et al.)

EIS
Asta Gröting / Theater am Turm, Frankfurt / M
1995 / Videofilm / 28 min / P: A. Gröting
EIS B.S. 1995 / Videofilm / 23 min / P: A. Gröting

PASSIEREN
Sigrun Jakubaschke / Bernhard Prinz / Andreas Slominski / Klaus Kumrow / Susanne Homann
Gruppenausstellung der Hamburger Kunsthalle / Alsterhaus
1994 / Videofilm / 14 min / P: Hamburger Kunsthalle (Frank Barth et al.)

NEXT MODERN
Bernstorff / Gössler / Bothe Richter Teherani / Dinse Feest Zurl
Hamburger Architektursommer / NEXT MODERN Ausstellung
1994 / 7 Videofilme / P: Architekten / M: Oberländer

VIELE SPIELE GROSSE KLEINE
Thomas Schütte / Hamburger Kunsthalle
Württembergischer Kunstverein / Stuttgart
1994 / Film 16 mm / 15 min / P: T. Schütte

VIELE SPIELE GROSSE KLEINE (Museum – Version)
1995 / Videofilm / 49 min / P: T. Schütte

The inner Voice with Pierre Bagée, remix
1993/2005 / Digi Beta / Videofilm / 5 min / P: Asta Gröting

SCHAUFENSTER MIT SPIEGEL
Nam June Paik / Fabricio Plessi / Shigeko Kubota / Mari-Jo Lafontaine / Nicolas A. Baginsky / Klaus vom Bruch
Internationale Funkausstellung Berlin / Electronic Art / Philips
1993 / Videofilm / 23 min / P: Philips

Stadtfahrt City Tour
1993 / Videodokumentation / 23 min / P: Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg

SHELTERS / ZUFLUCHTEN
Antoni Malinowski / Kulturamt Langenhagen
1993 / Videofilm / 25 min / P: A. Malinowski / Langenhagen

LE SOLEIL A LA TAILLE D’UN PIED HUMAIN
Giovanni Battista Piranesi „LE DIAPHANE“, Tourcoing / Lille
Dorner / Long / Pistoletto / Merz / Mucha / Richter / Wall / Weiner et al.
1993 / Videoessay / 60 min / P: MKF et al.

THE INTERIOR IS ALWAYS MORE DIFFICULT
Richard Deacon / Mies van der Rohe
Film auf Youtube
Museum Haus Esters / Lange, Krefeld
1991/92 / 16mm / 25 min / P: R. Deacon
K: Reinhold Vorschneider / M: G. Scelsi, G. Ligeti

TOMATENSALAT
Thomas Schütte / Van Abbemuseum / Eindhoven
1991 / Videofilm / 40 min / P: T. Schütte / M: Ret Ant Feet

Zur Konjugation von „fallen“
Harald Klingelhöller / Van Abbemuseum, Eindhoven
1990 / Videofilm / 20 min / P: Klingelhöller + div. Galerien

ARKADIEN
1987 / Spielfilm 35mm / 15 min / P: dffb

DAS FIGUR-GRUND PROBLEM IN DER ARCHITEKTUR DES BAROCK (für dich allein bleibt nur das Grab)
Reinhard Mucha / Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
1986 / 16mm / 15 min / P: R. Mucha

KATALOG GLADBECK
1985 / Video / 12 min / P: dffb

DAS TREIBHAUS
1985 / Spielfilm 16mm / 18 min / P: dffb

DIE LETZTE SCHÖPFUNG
1984 / Spielfilm 16mm / 18 min / P: dffb

TABU
1984 / Videotape / 3 min / P: dffb

TROCAL VON BALLYMENA
1984 / Kurzfilm 16mm / 10 min / P: dffb

SINGIN IN THE LASER- RAIN
1983 / Videoskulptur / Axel Klepsch / Martin Kreyssig

RONDOSCERCENDO
1982 / Videotape / 1 min

ZWEIKLANG
1982 / Videotape / 3 min

BODYMAP
1982 / Videotape / 1 min