Martin Kreyssig was born in Cologne in 1960 and has lived in Hamburg since 1989. From 1980 to 1983 he studied at the Kunstakademie Düsseldorf under Karl Kneidl, Nam June Paik, among others, and from 1983 to 1987 at the Deutsche Film- und Fernsehakademie in Berlin (dffb). Since 1985 he has worked as a freelance director, author and cinematographer. Some of his films are in collections at the Museum für Moderne Kunst in Frankfurt/Main, the Hamburger Kunsthalle and the Center Georges-Pompidou in Paris. From 2002 until his retirement in 2024, he worked as a university professor for digital moving image at the Harz University of Applied Sciences in Wernigerode.
Charon, mit Bockwurst und Kartoffelsalat, entgleitet die Korpulenz, noise-cancelled die Songs des zornigen Reznor, dieselt er zwischen den Welten, den Cutter am Hals: Orpheus zahlt nicht, Orpheus singt.
Gäste des Augenblicks sind wir, Münzlutscher in Überfahrt. Von der Mandel, Tropfen des Lebens, zur Gischt am Enddorn: Langgliedrige Rippengitter.
Zwischendurch ist’s Wolkenspiel, am Meer pulsieren Wiesenwellen, mahlende Pferde, der Zeit entgegen, rüsten das Gesicht mit Strahlen.
In der türkisfarbnen Dünung schwebt das Eiland, Sandskulptur und schmucker Stein. Noch zwölf Schläge sind’s, dann: Holüber und betritt die andre Welt.
Hoffnung trägt das Sandkorn im Gestrome, niederschwebt an Buhne Elf der Korken einer fahlen Nacht, im Sinkflug Möwen im Falsett, Opera buffa mit Fährmann.
Pepperkorn und Künstlerkind wringen Taue zum Duett, schwärzen Augenlicht mit feuchtem Sand, leben im Ursprung als Fermate, Gezeitenbrache, singt Orpheus kraftlos: Von hier kehrt auch Eurydike nicht heim.
»trembling« – Performance und Intervention 2017 von Viola Kiefner, Dauer 60 Minuten.
Der achtminütige Ausschnitt entstammt der filmischen Dokumentation (Länge: 27 Min) der Performance und Intervention beim Galerienrundgang auf der Fleetinsel in Hamburg am 7. September 2017.
»Während einer Ausstellungseröffnung betreten vier Performerinnen den Galerieraum. Sie sind mit dunklen Anzügen gekleidet und haben einen einbeinigen Melkschemel um die Hüften geschnallt.
Sie suchen sich im Raum einen geeigneten Platz, formieren sich ohne miteinander zu reden zu einer Gruppe. Sie setzen sich und beginnen, mit dem Oberschenkel zu zittern, zu wackeln. Die restlichen Körperteile bleiben ruhig, fast starr, mit gelassenem, fast teilnahmslosem Blick schauen sie aneinander vorbei. Die Armhaltungen variieren: die Arme liegen auf den Oberschenkeln, sind vor der Brust gekreuzt, die Finger sind ineinander verschränkt.
Bänder mit kleinen Glöckchen sind um ihre Knöchel gebunden – sie »verstärken« akustisch die Beinbewegungen. Ähnlich wie in der Improvisationsmusik spielen und kommunizieren die Performerinnen mit dem Glöckchenklang im Ensemble, treten stellenweise solistisch hervor oder pausieren.
Nach ca. 3 bis 4 Minuten stehen sie auf – initiiert durch den Impuls einer Performerin –, suchen sich einen neuen Ort im Galerieraum, setzen sich auf den einbeinigen Melkschemel und beginnen erneut mit ihrem »Oberschenkel-Zittern«. Dieser Ablauf wiederholt sich ca. 3 bis 5 Mal.
Danach verlassen PerformerInnen den Galerieraum. Die Performance wird auf dem Gehweg vor der Galerie, in einem Innenhof, in benachbarten Galerien während des Galerienrundgangs zum Saisonstart auf der Fleetinsel in Hamburgs Innenstadt fortgesetzt.
Intention der Performance ist es, das Phänomen zweier, konträrer Energiezustände im menschlichen Körper zu zeigen, die gleichzeitig und nebeneinander erscheinen: einen Bewegungsdrang, der – aus welchen Gründen auch immer ¬– aufgestaut und in einer statischen Körperhaltung zurückgehalten wird.
Als Performance wurde »trembling« in den »eigenen vier Wänden« (in der Ausstellungshalle des Westwerks in der Admiralitätstraße, Hamburg) begonnen und beendet, dazwischen verwandelte sich das Format im öffentlichen Raum und in anderen Galerien zu einer Intervention.«
Film zur gleichnamigen Performance mit Gustav Kluge, Kathrin Haaßengier and Petra Kluge am 9.1.2009, anlässlich der Ausstellung „Zelle im Fluchtweg“ von Gustav Kluge im Hospitalhof Stuttgart vom 9. Januar 2009 bis 8. Februar 2009.
Ein Film (Länge 15:03 Min) von Martin Kreyssig über die Farbe Grau. Der Film zeigt Räume und Szenen aus vier Einzelausstellungen des britischen Künstlers Alan Charlton. Gefilmt auf 16mm s/w-Film und Video zwischen 1992 und 1999, dokumentiert der Film Ausstellungen in der Galerie Konrad Fischer Düsseldorf, im Museum Haus Esters Krefeld, Liliane und Michel Durand-Dessert Paris und im Kunstverein in Hamburg. Die Montage orientiert sich an Aussagen des Künstlers und Texten zu seinem Werk, die von Achim Buch und Benjamin Utzerath gelesen werden.
Alan Charlton, geboren 1948 in Sheffield, malt seit 1968 ausschließlich graue Bilder. Die Farbe / Nichtfarbe Grau ist bei ihm nicht Anfangs- oder Endpunkt, sondern Mitte und vektorlose Fläche, etwas von gleichmäßiger Präsenz. Das Grundmaß seiner Bilder bildet der immer genau 4,5 cm tiefe Keilrahmen. Aus der Multiplikation dieses Maßes ergeben sich die Bildformate- und Proportionen sowie die Abstände zwischen den Leinwänden bei den mehrteiligen Arbeiten. Das Grundmodul konstituiert die Fläche, das Bildformat, das Bild als Raumobjekt.
Und das Bild konstituiert den Raum. Charlton – Ausstellungen sind keine beliebigen Zusammenstellungen von Einzelwerken. Vielmehr geht die Auswahl der Arbeiten vom Ausstellungsraum aus und häufig werden neue Arbeiten für einen spezifischen Raum entwickelt. So vollendet Alan Charlton seine Arbeit erst in der Ausstellung, wenn Bild und Raum zueinander kommen.
Der Film spürt dieser räumlichen Disposition der Malerei Alan Charltons nach.