Produktfotos für Leinefelder

Die Fotos entstanden in Zusammenarbeit mit Stephan Partzsch. Sie wurden u.a. in der Internetpräsenz für den ehemaligen Garnhersteller Leinefelder Textilwerke GmbH verwendet. Die Webseite wurde von Studierenden des Studiengangs Medieninformatik der Hochschule Harz in Wernigerode realisiert, existiert aber ebenfalls nicht mehr.

Produktfotos für Leinefelder © Stephan Partzsch, Martin Kreyssig
Produktfotos für Leinefelder © Stephan Partzsch, Martin Kreyssig

Arkanum – Aras Goekten

(c) Arkanum_Aras Goekten_10

Anlässlich der Abschlussausstellung der Ostkreuzschule für Fotografie im Oktober 2014 im SEZ in Berlin, entstand zu den Fotoarbeiten von Aras Gökten der folgende Text.

Investigation spurloser Konstruktionen – zu fotografischen Werken von Aras Gökten

Bei Zeitzeugen handelt es sich um eine Spezies, die für einen bestimmten Moment und Ort, für eine Konstellation der Zeitgeschichte stehen und befragt werden. Spezialisten also, deren Zeugenschaft Auskunft liefert. Sie wirken manchmal heroisch, obschon sie nur in der Nähe und nicht unbedingt aktiv waren, aber manchmal eben doch als Akteure das Geschehen mitbestimmen. Ihr Bericht bezeugt eine Spur des Gewesenen, der überlieferte Text wird zum Erinnerungsbild und ersetzt andere Gedächtnisbilder, die sich weniger tief eingebrannt haben, oder lückenhaft sind, oder, und so ist es zumeist, nicht so gut erzählt wurden. Zeitzeugenschaft meint Deutungshoheit. Vom Rednerpult gesprochen: Ein Text, ein Foto, das Klarheit schafft, das Vergangene einordnet. Gute Filter.

Was aber, wenn in unseren Städten, deren Architekturen und Konstruktionen kurzfristig und eventhaft anmuten, urbane Situationen rein simulativ organisiert sind? Was, wenn dieser ununterbrochenen Metamorphose städtischer Moderne die Spuren ausgehen, weil die Lichter gar zu arg brennen oder gar zu schwarz die Szenen verdunkelt sind? Was, wenn die Bewohner selber keine Spuren hinterlassen? Was, wenn sie in inszenierten Räumen nur in diesen grell-lauten Momenten erhabenen Zusammengehörigkeitsgefühls existieren, um sich anschließend aufzulösen? Was, wenn diesen beständigen Verformungen, Tautologien und situativen Reflexen der Atem ausgeht und niemand am Ende bereit ist Zeitzeugenschaft zu übernehmen? War niemand dabei?

Die kargen, in ihrer technischen Perfektion verwahrlosten Konstruktionen, in denen wir als spurlose Monaden abhängen, werden von Aras Gökten oft mit grellem Licht aus einer vollkommen inszenierten Welt herausgeschält, die sich Blick und Nutzung beständig entzieht. Sie suggeriert uns mögliche Anwesenheiten, als zitiere sie alte Texte der Moderne. Gökten beleuchtet diese kühlen Passpartouts, architektonisch ausdrucklose Portfolios, deren Ziele unsichtbar bleiben, deren Funktionen austauschbar sind, in denen man von aller Art Gefühlen verschont bleibt. Er beleuchtet, weil diese Welten nicht leuchten.

Der Fotograf Aras Gökten konstatiert den status quo, der nur beim Auslösen des Verschlusses einen Wert erhält, der nur für diesen Moment zu existieren scheint. Szenen, die nur für diese Fotografie errichtet wurden, nur, um fotografiert zu werden. Hier erkennen wir Kern und Wesenheit dieser ständig flüchtenden, vollkommenen Architektur- und Sinnmetamorphose: Sie fließt synchron zum Verkehr und bewegt sich mit uns Stadtnomaden, wechselt täglich Kleidung und Gesicht, glänzt anderntags in frischem Teint, sucht neue Challenges und drückt sich fortwährend vor Bewährung und Alter. Die Ereignisse sind künstlich, Ergebnis kalkulierter Simulationen und vielen hundert Fachgesprächen zwischen Bürokraten, Ingenieuren, Architekten und Finanzjongleuren. Eine Kaskade digitaler Entscheidungsumgehungen, die möglichst vielschichtige und unklare Bedeutungen in sich tragen. So befriedigen sich alle Beteiligten.

Bei Göktens Fotografie dreht sich alles um die investigative Lust an der Deutung. Ihr Blick auf das arrangierte Ensemble liefert dem Ensemble als Echo einen Moment Lebendigkeit. Die Fotografie dieser Ambiente, Environments und ortloser Kulturphrasen, dieser kleinen Monster und blutleeren Vampire, einzig diese Fotografie liefert den Wert, weil jetzt ein Bild existiert. Die Bilder von Aras Gökten bezaubern die entzauberten Kulissen, sie erzählen prägnant, klug und gekonnt, wo Erzählung seit langem dem Wunsch nach Rendite gewichen ist.

Es wird spannend: Weil nun die Erfüllung der Fotografie bevorsteht, denn diese Sujets scheinen der Fotografie vollkommen gewogen zu sein, sie entblössen sich, sie gehorchen nur dem Objektiv, um objektiv zu sein. Hier verschwindet die Welt nicht im Verschluss der Kamera, hier ist die Welt präsent. Sie existiert einzig in der Fotografie und für diesen Moment fotografischer Zeitzeugenschaft. Ein Danach gibt es nicht und irgendwie ist es auch nicht wichtig. Dem Zeug weint keiner nach. Es bleiben die Fotografien von Aras Gökten.

(c) 2014 Martin Kreyßig

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Arkanum © Aras Goekten
(c) Arkanum_Aras Goekten_21
Arkanum © Aras Goekten

Ich-Metamorphosen / Multimediaprojekt

Ein dichotomisches Projekt auf zwei HD-Bildschirmen. Interaktive Wissensreise in 2D und 3D durch das Thema: Künstliche Menschen, Metamorphose, Selbstbildnisse, Spiegelbilder. Scharnier ist der Film „Blade Runner“ von Ridley Scott, USA 1981. Ausgehend von Filmsequenzen und Standbildern kommt man zu unterschiedlichen Themen und Inhalten, die in dem Film eine Rolle spielen.

Das Projekt wurde öffentlich präsentiert:

  • Konferenz „Film, Visualisation, Narrative“ am 17. November 2006 an der Royal Holloway, University of London.
  • TIDSE 2006, 3rd International Conference on Technologies for Interactive Digital Storytelling and Entertainment in Darmstadt.
Ich-Metamorphosen, 2 x HD-Screen, Echtzeit-Multimedia-Science-Fiction-Lexikon © Medieninformatik 2006

Realisation: Robin Fritze, Elisabeth Herwig, André Kleine, Ines Oppermann, Stefan Schaaf, Cordula Stingl und Stephan Streuber.

Betreuenden Professoren: Prof. Martin Kreyßig, Prof. Holger Reckter, Prof. Dr. Christian Geiger.

Inhalt im Detail: Dichotomisches Projekt auf zwei Bildschirmen. Interaktive Wissensreise in 2D und 3D durch das Thema: Künstliche Menschen, Metamorphose, Selbstbildnisse, Spiegelbilder.

Scharnier ist der Film „Blade Runner“, USA 1981 von Ridley Scott. Ausgehend von Filmsequenzen und Standbildern kommt man zu unterschiedlichen Stoffen … Von der zentralen Plattform „Blade Runner“ aus lassen sich wie auf einer Kugel verteilt neuronale Knoten erreichen. Die visuelle Präsentation leitet über eine gebogene imaginäre Erdoberfläche und führt zu diesen neuronalen Containern. Hier sind Photos hinterlegt, Texte eingelassen, Archive angelegt, die durchmessen werden können. Grundkonzept ist eine Welt, auf der neuronale Gebäude errichtet werden können – Container für inhaltlich abgegrenzte Bereiche – die miteinander verknüpft sind. Der Nutzer kann diese Welt bereisen und einzelne Gebäude betreten. Aus den Inhalten eines Containers heraus kann der Nutzer zu anderen Containern gelangen.

Die Container bergen zu abgegrenzten Wissensgebieten Inhalte in textlicher, bildlicher, filmischer und akustischer Form. Die beiden Bildschirme (oder Beamer) zeigen immer ein entweder ganzheitliches oder dichotomisches Bild. Entsprechend der inhaltlichen Fokussierung auf künstliche Wesen versus Mensch sind dies Spiegelbilder, Gegenüberstellungen, Schuss-Gegenschuss-Formate oder aber Bild-Text-Formate.

Ich-Metamorphosen, TIDSE 2006, Darmstadt / Martin Kreyssig et al.
Ich-Metamorphosen, TIDSE 2006, Darmstadt / Martin Kreyssig et al.

fig-1 – 50 Projects in 50 Weeks – Richard Deacon, Martin Kreyssig

Commemorative book documenting a year long exhibtion involving 50 artist from the world of visual culture. Each artist had a week exhibition in the Fig-1 project space. Designed by the acclaimed studio practice Bruce Mau Design, the book features 50 separate sections which document each project in the words of those who participated with specially commissioned interviews, essays and visual documentation. This is augmented by a selection of images taken by photographer Maurits Sillem as a special artists‘ project throughout the year, that include a portrait of each artist and shots of the Monday evening openings that became cult Soho events during the past year.

The projects were made by the following artists (13 of whom have been Turner Prize nominees): Richard Hamilton, Gavin Turk, Tim Stoner, Philip Treacy, Caruso St John, John Hilliard, Liam Gillick, Georgie Hopton + Josephine Soughton, Jake + Dinos Chapman, Mark Hosking, Grayson Perry, Simon Patterson, Runa Islam, Anish Kapoor, Bella Freud, Tacita Dean, Antony Gormley, Carey Young, Marine Hugonnier, Will Self, Fiona Rae, Tracey Emin, Christopher Le Brun, Liam Gillick/ Douglas Gordon/ Carsten Holler/ Pierre Huyghe/ Philippe Parreno/ Rirkrit Tiravanija, Nigel Shafran, Anya Gallaccio, James White + Tim Sheward, Mark Lewis, Richard Deacon + Martin Kreyssig, Wolfgang Tillmans, Joao Penalva, Matthew Higgs/ Oliver Payne + Nick Relph, John Latham, Gilbert + George, Enrico David, Mona Hatoum, Andrew Lewis, Cerith Wyn Evans, Howard Hodgkin, Tom Gidley, Sam Taylor-Wood, Harland Miller, Peter Doig, Hussein Chalayan, Patti Smith, Darren Almond, Michael Craig-Martin, Jeremy Deller and Bridget Riley.

Fig 1: v. 1: 50 Projects in 50 Weeks [Hardcover]
Mark Francis (Editor), etc. (Editor), Christina Colomar (Editor), Christabel Stewart (Editor)
Hardcover: 450 pages
Publisher: Spafax Publishing (31 July 2001)
Language: English
ISBN-13: 978-1874235446
Product Dimensions: 32.2 x 23.6 x 6.4 cm

Fig-1, Signature © Richard Deacon, Martin Kreyssig 2001

fig-1

FRAGILE HOUSE, LONDON, UK

Of the many small white cubes in London’s art scene, one in particular managed to make itself heard above Tate Modern’s deafening fanfare last year. A makeshift room in Soho’s rather sweetly named Fragile House played host to fig-1, a project that, in a relatively short space of time, established itself as something of an institution. Running 50 projects in 50 weeks, curator Mark Francis – who programmed only a few weeks in advance in order to remain as flexible as possible – showcased artists next to architects, writers, designers and musicians. As the project’s understated name suggests, its remit was to act as a notional plumb line demonstrating the depth and range of creativity in London at a notionally significant point in time. Its Monday night openings became a regular fixture, with the pub next door doing better business than it did at the weekend.For some, fig-1’s path to immediacy and relevance was its metamorphosis from proper name to noun – ‘are you going to so-and-so’s fig-1?’ – or, for the elected cultural beacons ‘I’ve got my fig-1 next week’.

Grammatical curiosities aside, fig-1 was, on the face of things, an exciting project. Yet with claims that it ‘emerged as a new model for the presentation of contemporary creativity in the global city that is London’, a certain revisionism was perhaps in the air. Supported by White Cube’s Jay Jopling and financial consultants Bloomberg, you could hear the grumbles from old-timers that it represented yet another reificatory nail in the coffin of alternative curatorial strategies; its selection simply high-speed and swiftly digested showcases for the big hitter dealers. That may be a knee-jerk reaction, but it’s true that memories can be short. Fig-1’s claim seems oddly blinkered: since the 1970s Britain has hosted a wealth of alternative spaces and approaches: from, for example, City Racing (now defunct) and Matt’s Gallery in London (which ran a series of one-week shows in the 1970s), to Transmission in Glasgow. Then again, the ‘alternative’ can be as mannered as the ‘mainstream’. For many art school graduates in these isles, it’s almost de rigueur to pull together, pool funds and follow your degree show with a hit-and-run clarion call to initiative. ‘Let’s just do the show right here!’ as the kids from Fame would have put it. Coco and LeRoy aside, fig-1 may have been shiny but it certainly wasn’t new.

Despite being something of a counterpoint to London’s relentless barrage of swollen blockbusters, fig-1’s swift turnaround of shows was neither a punky shorthand for ‘authenticity’ nor a two-fingered gesture at some mainstream curatorial shibboleth: its programme was, in fact, balanced enough to make speed an issue rather than the essence. As a testing ground for nascent projects, the programme was by its very nature patchy, but therein lay its strength. Bookended by a year-long work from Richard Hamilton, the pleasure of fig-1 was the feeling that if one week’s presentation didn’t work, next week something different would come along. Liam Gillick’s enjoyably lo-fi Pain in a Building (2000) segued into Georgie Hopton and Josephine Soughan’s risibly thin Blip Movie (2000) for example, and Peter Doig’s fine equine portrait Pinto (2000) more than made up for Harland Miller’s dull At First I Was Afraid (2000). It also generated healthy juxtapositions of established and younger artists – Gilbert and George next to Enrico David, or Philip Treacy’s millinery structures followed by Caruso St John’s building designs, for example. Heavy on the art front, the projects undertaken by invited architects, designers and writers provided
occasional breathers. The writer Will Self provided a whiff of celebrity when he spent the entire week in the gallery composing a short story based on those who visited. Sat in the centre of the room, his laptop was wired to a wall-mounted monitor, allowing visitors and literary groupies (including a stalker, apparently) to observe his every digression and deletion. The screening of Patti Smith and Robert Mapplethorpe’s film Still Moving (1978) was a rare treat – nervous and raw, if a touch dated.

Balancing out the sprinkling of famous names, Matthew Higgs judiciously chose to show two short student films, Driftwood and House and Garage (2000) by Oliver Payne and Nick Relph. Reminiscent of Patrick Keillor’s London (1994) or early Peter Greenaway, it was a choice that went some way towards allowing fig-1 to acknowledge audience misgivings about its somehow being a lazy snapshot of existing hierarchies.

 Referencing early 1980s’ Labour Party posters depicting Karl Marx as Father Christmas, Jeremy Deller’s festive contribution involved a kindly Marx character distributing handmade cards to all who visited. Inscribed in each card was a quote from Marx (himself once a resident of Soho) that somehow seemed vaguely apposite and mildly critical of fig-1’s time-based formula and illustrative aims. Mine ended with the line ‘history is nothing but the activity of Man pursuing his aims’. With a publication designed by Bruce Mau imminent, and possible plans to take the project abroad, fig-1 will probably not be as quickly forgotten as its individual projects were digested. For all its economic biases and curatorial ambiguities, it will be remembered as some kind of demonstration that art is nothing but the activity of Man pursuing his aims.

Dan Fox, Source: Frieze Magazine, Issue 58, April 2001

 

CityConneXion

Bernstorff Architekten / Charles de Picciotto Architekt BDA / Petters Architekten / Trabitzsch Architekten / Lars Wittorf Architekt BDA

2000, Videofilm, 16:9, 6:00 min, Creation: metagoldstern, produziert von Martin Kreyssig im Auftrag der Architekten. Beitrag zum 3. Hamburger Architektursommer als multimediale Ausstellung im Stilwerk, Hamburg.

CityConneXion © Charles de Picciotto, Metagoldstern 2000
CityConneXion © Lars Wittorf, Metagoldstern 2000
CityConneXion © Bernstorff+Michel, Metagoldstern 2000