Slominski wollte eine Luftpumpe stehlen, ein Vorhaben, das sich als schwieriger erwies als erwartet. Heute lassen nur noch wenige die Luftpumpe an ihrem Fahrrad zurück. Wichtig war auch die Wahl des Tatorts. Die Tat mußte in einer ruhigen Straße und im Schutz der Dunkelheit ausgeführt werden. Irgendwann entdeckte Slominski nicht nur den geeigneten Ort, sondern auch das richtige Fahrrad. Es lehnte an einer Wand in Berlin Mitte. Farbe: Graublau; Marke: Diamant. Die Pumpe steckte lose in ihrer Halterung; dies ist ein wichtiges Detail. Es wäre leicht gewesen, die Pumpe zu nehmen und wegzurennen. Doch das hätte Slominski wohl kaum herausgefordert. Die Pumpe mußte auf seine spezielle Art ergattert werden: mit Rahmenrohr. Für diese Aufgabe war Slominski gut ausgerüstet. Mit der Metallsäge hatte er Luftpumpe und Rohr schnell vom Fahrrad getrennt. Ein wachsamer Hund bellte, doch der Dieb flüchtete unbeachtet in die Dunkelheit der Nacht.
Transportsystem für Hustensaft Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm, Länge: 2:15 min
Inhalt: Ein Behälter für den Transport von einem Löffel Hustensaft wird mit einem Lieferwagen von einem Institut der Technischen Universität in Berlin nahe dem Charlottenburger Tor zum Deutsche Guggenheim Berlin am Brandenburger Tor transportiert, also von einer Seite Berlins auf die andere.
Die Idee war, einen Behälter für den Transport von einem Löffel voll Hustensaft zu entwickeln. Slominski beauftragte einen Experten von der Technischen Universität in Berlin. Eine kardanische Aufhängung – wie man sie vom Kompaß kennt – hält den Löffel in horizontaler Lage. Sie ist in einem Vibro-Shock-Safe befestigt, der die Erschütterungen, die der Transport mit sich bringt, dämpft. Der Behälter wurde mit einem Lieferwagen vom Institut nahe dem Charlottenburger Tor zum Deutsche Guggenheim Berlin am Brandenburger Tor transportiert, also von einer Seite Berlins auf die andere. An dem Vibro-Shock-Safe sind zwei Sensoren eines Schwingungsschreibers (Oszillographen) befestigt: Einer ist mit dem äußeren Rahmen verbunden, der andere nahe der kardanischen Aufhängung im Inneren angebracht.
Während des Transportes konnte man die Schwingungskurven auf dem Bildschirm des Oszillographen verfolgen. Die untere Kurve zeichnete die ungedämpften Stöße auf, die auf den äußeren Rahmen wirkten, während die obere Kurve die Schwingungen maß, die die gedämpften Stöße im Inneren des Safes übertrugen. Auf der Fahrt durch die Stadt waren auf dem Bildschirm alle Unebenheiten der Fahrbahn und jedes Anfahren und Bremsen abzulesen. Zweimal – bei einer scharfen Kurve an einer Kreuzung und als der Wagen beim Einparken vor dem Museum auf den Bordstein fuhr – ließ sich eindrucksvoll beobachten, wie die untere Kurve stark ausschlug, während die obere Kurve ungestört blieb.
Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm, Länge: 11:25 min
Inhalt: Andreas Slominski stellt einen Eimer voll Wasser zwischen die Bücher und Regale des Museumsshops.
Als Edition No. 6 des Deutsche Guggenheim Berlin entwarf Andreas Slominski Eimer Wasser, ein mehrteiliges Objekt, bestehend aus Plastikeimer, Wasserrohren und Wasserhahn, das seine Bedeutung erst nach Betrachtung des ebenfalls beigefügten Videos enthüllt. In einer Auflage von 100 Exemplaren erschienen, kostet jeder Eimer Wasser 250 DM.
Slominski stellte einen Eimer voll Wasser zwischen die Bücher und Regale des MuseumsShops. Jedoch – der weiße Eimer war zunächst leer gewesen. Slominski beauftragte einen Klempner, eine Wasserleitung zu installieren. An der Rückwand der Toilette wurde die Hauptleitung freigelegt und Slominskis Rohre angeschlossen, an das Ende der Kupferrohre ein Wasserhahn montiert. Durch diese Leitung floß nun das Wasser in den Eimer. Nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatte, wurde die Leitung wieder entfernt und das Loch in der Wand zugemauert. Nur eine einzige Spur ist geblieben: der Plastikeimer voll Wasser. Gibt es etwa ein Leck an der Decke?
Andreas Slominski, Deutsche Guggenheim Berlin, 1998, Videofilm, Länge 4:22 min
Inhalt: Der Baumstumpf aus dem Grunewald wird von einem Gärtner mitten auf der Promenade Unter den Linden eingegraben. Er ragt nur noch wenig aus der Erde.
Seit der Jahrhundertwende ist die Straße Unter den Linden einer von Berlins bedeutendsten Boulevards. Nachdem zahlreiche Lindenbäume während des Zweiten Weltkrieges zerstört worden waren, wurde die Allee wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Die 370 Bäume, die heute hier stehen, sind numeriert und von der Städtischen Umweltbehörde registriert. Der Standort des Deutsche Guggenheim Berlin an dieser historischen Straße veranlaßte Slominski, nahe der Straßenkreuzung Unter den Linden und Friedrichstraße einen Baumstumpf zu „pflanzen“.
Der Baumstumpf aus dem Grunewald wurde von einem Gärtner mitten auf der Promenade eingegraben. Er ragte nur noch wenig aus der Erde. Für den ahnungslosen Passanten mußte dies den Eindruck erwecken, als habe jemand einen der städtischen Bäume „gelyncht“. Aber wie ist das möglich, hier mitten auf dem Gehweg? Hier hat doch noch nie ein Baum gestanden. Es war ein Eingriff, ein Zeichen, das die Regelmäßigkeit der Baumreihe störte. Spaziergänger waren irritiert und ratlos. Woher kam dieser Baumstumpf? Bereits nach einem Tag war er von den Behörden abgesperrt worden. Diese Sicherheitsvorkehrung lenkte die Aufmerksamkeit allerdings noch mehr auf das rätselhafte Objekt.
Andreas Slominski findet einen Eisstiel und dekoriert damit das Schaufenster eines großen Hamburger Kaufhauses.
»Diese Schaufensterscheibe wurde am 26. September 1994 von den Glasern des Alsterhauses vorübergehend entfernt. In das offene Schaufenster hat Andreas Slominski einen Eisstiel gelegt, den er auf dem Bürgersteig gefunden hatte. Danach wurde die Schaufensterscheibe wieder eingesetzt.«