500 Meter – Michael Zibold

Ausstellungsansicht in Vitrine / Fotografien: Michael Zibold

Ausstellungsbeitrag „500 Meter“ von Michael Zibold in der Gruppenausstellung ABIDANCE, 01.-10.09.2017 im Westwerk Hamburg, kuratiert von Viola Kiefner und Karin Maria Pfeifer.

Künstlerinnen und Künstler aus Wien: Bernhard Hosa, Ewa Kaja, Karin Maria Pfeifer, Christiane Spatt, Sula Zimmerberger und Clara Lena Langenbach, Laura Sigrüner, Michael Zibold aus Hamburg.

Ausstellungsbeitrag „500 Meter“ von Michael Zibold im Westwerk Hamburg © Martin Kreyssig 2017
Ausstellungsbeitrag „500 Meter“ von Michael Zibold im Westwerk Hamburg © Martin Kreyssig 2017

Texte von Martin Kreyssig

Gigaro-Tisch, Foto M. Kreyssig

Buchbeitrag (2024): Simon Adler, Pia Bothe, Martin Kreyssig, Daniel Ackermann: Virtuelle Welten als Grenzobjekte technischer Systeme für Arbeits- und Lernprozesse. In: Senkbeil, K., Ahlers, T. (2024). Virtual Reality in den Geisteswissenschaften. Konzepte, Methoden und interkulturelle Anwendungen. Berlin, Deutschland: Peter Lang Verlag. Retrieved Dec 3, 2024 [Buch]

Kreyßig, Martin (2023): Acht Texte über audiovisuelle Arbeiten von Birgit Ulher. In: Split Friction. Katalog von Birgit Ulher 2023. ISBN: 978-3-00-076664-0.

Kreyßig, Martin (2022): Festrede »Thema: Zukunft« anlässlich der feierlichen Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen am Fachbereich Automatisierung und Informatik der Hochschule Harz am 25.11.2022

Kreyßig, Martin (2017): Amerika von Carsten Rabe als Filmessay. In: Amerika. Carsten Rabe. Textem Verlag Hamburg 2017. ISBN: 978-3-86485-184-1

Kreyßig, Martin (2014): Von Träumen und Alpträumen – bildnerische Arbeiten von Axel Klepsch. Rede anlässlich der Eröffnung der Ausstellung von Axel Klepsch in der Galerie Wolkenburg, Wuppertal.

Kreyßig, Martin (2014): Investigation spurloser Konstruktionen – zu fotografischen Werken von Aras Gökten. In: Ausstellungskatalog, Arkanum Aras Goekten.

Kreyßig, Martin (2012): Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung von Laurel Lueders. Hochschule Harz Wernigerode am 1. Feb. 2012.

Buchbeitrag (2008): Martin Kreyßig, Ekkehart Baumgartner: The User is the Message. In: Virtuelle Ästhetik – Betrachtungen zur Wahrnehmung am Beginn des 21. Jahrhunderts, Kyrene Verlag Innsbruck. ISBN: 978-3-900009-44-1

Kreyßig, Martin (2008): Aktuelle Dramaturgie – Eine Passage durch lineare und non-lineare Erzählformen. In: Festschrift „15 Jahre Hochschule Harz“. ISBN: 978-3-00-022117-0

Kreyßig, Martin (2002): Inszenierung in Film und Architektur. In: „AKJAA – Positionen junger Architekten in Deutschland“, Birkhäuser, Basel. ISBN: 978-3-7643-6719-9

Kreyßig, Martin (2001): „FIG –1“. In: 50 Projects in 50 Weeks, Edited and curated by Mark Francis, published in association with „Tate, the art magazine“, London.

Kreyßig, Martin (2003): Henk Visch. In: Ausstellungskatalog Henk Visch, Produzentengalerie Hamburg, Rede zum Werk von Henk Visch anlässlich der Eröffnung seiner Einzelausstellung in Bremerhaven.

Kreyßig, Martin (1998): Dürers Apokalypse. In Deutschlandfunk,  „Corso extra / Apokalypse now – Über die Lust am Weltuntergang“, gesendet am 10. Oktober 1998.

Kreyßig, Martin (1998): Anrede. In Katalog „PRO MUSICA NOVA“,  Bremen.

Kreyßig, Martin (1998): Gewaltdarstellung in der Bildenden Kunst. In Deutschlandfunk ,  „Corso extra / Natural Born Killer – Gewalt im aktuellen Kino“, gesendet am Köln 04. April 1998.

Kreyßig, Martin (1997): Jenseits aller Sensationen. In Katalog „Michael Zibold – Fotografie“, Hamburg.

Kreyßig, Martin (1997): Das Zwei und ein Krokodil. New York Photographien von Michael Zibold, unveröffentlicht 1997.

Kreyßig, Martin (1995): Sehen mit und ohne Apparate. In Katalog „Begreifungskräfte“, Badischer Kunstverein.

Kreyßig, Martin (1998): Verschiedene Texte. In Katalog „GLAUBEN SIE NUR WAS SIE SEHEN – Axel Klepsch“, Solitude, Stuttgart.

Kreyßig, Martin (1993): Square Dance – The Human Figure In Recent Sculpture. In „The Lectures“, 1993, Witte de With, Rotterdam, ISBN 90-73362-26-1

Kreyßig, Martin (1992): Von einem Hausbesuch und anderen Täuschungen. In „Viola Kiefner“, Lübeck.

Kreyßig, Martin (1990): Abandoning Being Oneself. In „DISCOVER EUROPEAN VIDEO“, Düsseldorf – New York.

Kreyßig, Martin (1990): Erinnerungsgepäck. In „Viola Kiefner“, Kulturbehörde Hamburg.

Passagen – Michael Zibold

Passagen / Kehrer Verlag / Michael Zibold 2011
  • Gebundene Ausgabe: 280 Seiten
  • Verlag: Kehrer, Heidelberg (Februar 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3868282017
  • ISBN-13: 978-3868282016

Michael Zibolds Fotografien im Band Passagen sind während der letzten zwanzig Jahre in den großen Hafenstädten dieser Welt entstanden: Shanghai, St.Petersburg, New York, Neapel, Rio de Janeiro, um nur einige der neunzehn Orte zu nennen. Doch von Häfen und ihren Aktivitäten erzählen die Fotos nur beiläufig. Im Mittelpunkt der Schwarzweißfotografien stehen Begegnungen mit Menschen und Orten, die über den rein dokumentarischen Kontext hinaus verweisen. Dabei zaubern ausgesuchte Blickwinkel, Hinter- und Vordergründe, Details und eine auf das Tageslicht vertrauende Lichtregie aus alltäglichen Eindrücken Geschichten.

Michael Zibold (1957-2021) studierte in Stuttgart, lebte in New York, Mailand und Tokio, bevor er 1989 nach Hamburg kam. Hier lebt und arbeitet er heute. Vor allem mit seinen Reportagen aus den Metropolen der Welt hat er sich international einen Namen gemacht. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen präsentiert.

»Die Bilder von Michael Zibold bringen uns Orte, Gesichter und Szenarien zur Ansicht, die in uns zu Erinnerungen werden, ohne dass wir anwesend waren. Von seinem Instinkt für das Nebensächliche geleitet, folgt man der Spur des Photographen durch den urbanen Dschungel. Man entdeckt Ruhe, Stille und die oft erschreckende Sicht auf einen eingefrorenen Augenblick.« Prof. Martin Kreyßig

Michael Zibold took the photographs in the book „Passagen“ during the past 20 years in the world’s major harbor cities: Shanghai, St.Petersburg, New York, Naples and Rio de Janeiro, to name just a few of a total of 19 different settings. But his images are only marginally about harbors and what goes on there. The black-and-white photographs focus instead on encounters with people and places that go beyond the purely documentary context. Carefully selected angles, backgrounds and foregrounds, details, and confidence in the adequacy of daylight conjure up compelling stories out of these everyday scenes.
Michael Zibold (1957-2021) studied in Stuttgart and lived in New York, Milan and Tokyo before coming to Hamburg in 1989, where he still lives and works today. He has made a name for himself internationally mainly with his photo reports on the world’s metropolises. Zibold’s work has been featured in numerous exhibitions.

»Michael Zibold’s pictures show us places, faces and scenarios that become memories without us having been there. Guided by his instinct for incidentals, we follow the photographer’s trail through the urban jungle. We discover peace, silence, and the often shocking sight of a moment frozen in time.« Prof Martin Kreyßig

Autoren des Katalogs „PASSAGEN“: Wolf Jahn, Robert Morat et al.


JENSEITS ALLER SENSATION

Emotionen überall. Die Hauptsachen springen dem Betrachter ins Gesicht wie wilde Tiere. Das Wichtige bleibt hängen. Action!

In Michael Zibolds eindrucksvollen schwarzweissen Fotografien wird die Wertepyramide auf die Spitze gestellt. Das scheinbar Nebensächliche wird in den Mittelpunkt gerückt, seine Protagonisten bevölkern Nischen und Schatten, sie sind die eigentlichen Hauptdarsteller dieser fröhlichen Welt, voll von Stars und Sternchen.

Ob Mailand, Istanbul, New York, Shanghai, Peking, Palermo, Hamburg oder Wien: die Steine, das Glas der Städte, vor allem ihre Bewohner haben es diesem Fotografen angetan. In der Stadt, dem Olymp menschlichen Handelns, streift Zibold umher, sucht mit sicherem Instinkt und Gefühl die Plätze auf, deren steile Kontraste ihn sogleich gefangen halten, die er mit dem Normalobjektiv in einfachster Manier umsetzt. Keine Bearbeitung, no fake.

Von Gefühlen geleitet, entstehen Momentaufnahmen, die schon im nächsten Moment wieder anders aussähen. Die ausschnitthafte, diagonale Komposition vieler Bilder gibt mehr von dem frei, was gemeinhin verborgen bleibt. Spiegel und Fenster, Schatten und Schriften sind bevorzugte Sujets. Die verstellte Sicht auf das Leben öffnet eine umfassendere Totale, denn das bekannte Panorama. Der Ausschnitt eines Stückes Welt beinhaltet auch schon alle anderen möglichen Perspektiven.

In diesen Fotografien bilden Rand und Lücke das Zentrum. Sie sind bestimmender Teil der künstlerischen Komposition. Fast konservativ. Die Lücke definiert das Fehlende als das Entscheidende, das die Mitte, das Zentrum, der Hype nie erreichen kann. Die Ränder bezeichnen immer Ende und Übergang, mithin eine optimistische Sicht. In diesem Sinn sind die Fotos dieses sensiblen Weltenguckers den Menschenstädten ein schwarzer Spiegel. Sie zeigen unvermittelt und hart was übrig bleibt, woraus Zukunft entsteht. Jenseits aller Sensation. Jenseits kultureller Unterschiede.

Die „eigenen Bilder“ des Michael Zibold bringen uns Orte, Gesichter und Szenarien zur Ansicht, die uns zur Erinnerung werden, ohne daß wir seinerzeit anwesend waren. Von seinem Instinkt für das Nebensächliche geleitet, folgt man der Spur dieses Fotografen durch den urbanen Dschungel. Man entdeckt Ruhe, Stille und die oft erschreckende Sicht auf einen eingefrorenen Augenblick. Dann gibt sich die Welt wieder einen Ruck und voller Erleichterung spürt man die Drehung um die eigene Achse.

Pressetext von Martin Kreyssig zum Werk von Michael Zibold, 1997