Jahr für Jahr diskutierte die Familie des Patron die wild wuchernde Agave, von seinen Kindern die Krake genannt, aus dem Garten ihres Grundstücks auf der Mittelmeerinsel zu entfernen.
Der Patron wollte das Riesending aus dem Weg wissen, enthauptet, herausgerissen mit Stumpf und Stiel. »Ils ne nous aiment pas!«, wiederholte er.
Jahr für Jahr wuchs die Krake breiter und höher, versperrte die Wege, schob Triebe und Wurzeln voran.
Der Patron wurde alt und launisch, während die Krake mächtiger geriet: giftig gelb und rabenschwarz, voll scharfer Spitzen, mit langen Dornen.
Eines frühen Morgens im Sommer riss dem alten Mann der Geduldsfaden. Einmal mehr war die abendliche Diskussion ohne Ergebnis geblieben.
So fiel er mit Hammer und Säge, Axt und Spaten über die Krake her, er schnaubte, schrie, brüllte: »Ils ne nous aiment pas! Ich reiße dir jeden Arm einzeln aus! Ils ne nous aiment pas! Ich grabe dich aus, entwurzele dich, ich schmeiße dich aus meinem Garten! Ils ne nous aiment pas! Ich töte dich!!«
Tag und Nacht wütete der Patron. Er schnitt, riß, hackte und schlug tief in den trockenen Boden. Er bekämpfte die Krake, er gab sein Bestes.
Doch die Pflanze wusste sich zu wehren. Ihre gepanzerte Haut war zäh. Mit Dornen und Zähnen durchlöcherte sie Handschuhe und Kleider des Alten. Er schrie vor Schmerzen. Ihr schweigsamer Widerstand machte den Patron noch rasender.
In der großen Mittagshitze des dritten Tages brach der Patron in den Armen der Krake zusammen. Und sie ließ die alten Knochen ihres Gegenübers nicht mehr los.
Verstümmelt und vernarbt wuchs die Krake wilder und prächtiger jedes Jahr, überwucherte zum Kummer ihrer Besitzer Haus und Hang.
„Ils ne nous aiment pas!“ nennen Einheimische heute das unzugängliche Gelände. Das schließt kunstvoll alle ein und alle aus.